[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Die Stabilität der Struktur ist wichtiger als die Struktur selbst.
Gute Schule ist guter Unterricht.
Jörg Dräger

Die Neue Mittelschule

Härtel & Schilcher beschreiben in ihrem Artikel "Expertise für die Schulentwicklung! Die Neue Mittelschule im internationalen und historischen Kontext" die groben Fehler im österreichischen Schulsystem und betonen, dass die meisten Länder spätestens ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Selektion der Kinder im Bezug auf den Bildungszugang auf 14 bzw. 16 Jahre angehoben haben. Bei den Ausnahmen Deutschland und Österreich führe die frühe Selektion mit 10 Jahren zu einem Fehlen der gleichberechtigten Ausbildung der Kinder und zu einem schlechten Image für das Land als Bildungsstandort. Laut Schilcher (vgl. Härtel & Schilcher, 2009, S. 676) sei festgestellt worden, dass die Trennung von „begabten“ SchülerInnen in seperate Schulformen zum Verlust von sozialer Kompetenz und zur Förderung von Konkurrenzdenken führt.

Hinzu komme eine hohe Dropout-Quote in den Gymnasien. Neben überflüssigen Zusatzkosten käme es dadurch auch zu einer realen Frustration unter den SchülerInnen (vgl. Härtel & Schilcher, 2009, S. 675). Mit der gegenwärtigen Organisation des Schulwesens vergeude Österreich viel zu viele Möglichkeiten die Begabungen junger BürgerInnen aktiv zu fördern, um ihnen dadurch nicht nur einen höheren Schulabschluss zu ermöglichen, sondern auch bessere Chancen für eine sichere Beschäftigung im Erwachsenenalter zu ermöglichen (vgl. Härtel & Schilcher, 2009, S. 674).

und

Die Mittelschule mit Schwerpunkt auf Persönlichkeit, Teamwork und Kreativität

Durch den dringenden Handlungsbedarf im österreichischen Schulwesen wurde die ExpertInnenkommission „Zukunft der Schule“ eingerichtet, um eine neue zukunftsweisende Strategie für die Reform des Schulsystems zur Neuen Mittelschule zu fördern. Härtel weist darauf hin, dass dabei die zurzeit fehlenden gleichberechtigten Startchancen für Kinder, egal welcher familiärer Herkunft oder sozialer Zugehörigkeit, endlich ermöglicht werden sollen (vgl. Härtel & Schilcher, 2009, S. 669). Wichtig sei dabei, die verpflichtenden öffentlichen Bildungsangebote schon im vorschulischen Alter anzusetzen. So könne ungleiche sprachliche und soziale Kompetenzen frühzeitig erkannt und in enger Kooperation mit den Eltern auf dasselbe Niveau gebracht werden.


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Nach Härtel (vgl. Härtel & Schilcher, 2009, S. 670f) soll ein Schwerpunkt auf individualisiertes Lernen, künstlerische Tätigkeiten, fächer-übergreifenden Unterricht, sowie auf die verschiedenen Möglichkeiten von Lehr-, Lern- und Lebensformen gesetzt werden. Dies würde die Lernmotivation während der Schulzeit erhöhen, anstatt vermindern, wie es gegenwärtig der Fall zu sein scheint. Außerdem soll der Fokus vom vorschulischen Alter bis zum Ende der Primarstufe auf die Persönlichkeitsentwicklung, das soziale Zusammenleben sowie das frühe Erkennen von Talenten jedes einzelnen Kindes gelegt werden.

Eine neue einheitliche Schulstufe wird eine große strukturelle Änderung hervorbringen, da die Selektion der Kinder in Gymnasial- und HauptschülerInnen aufgehoben wird. Laut Härtel (vgl. Härtel & Schilcher, 2009, S. 671) wird in dieser neuen so genannten Sekundarstufe I (4. zu 5. Schulstufe) eine gleichberechtigte Kompetenz zur Entscheidungsfindung, Kommunikationsfähigkeit, Toleranz, Teamarbeit und die Fähigkeit aus Fehlern zu lernen angestrebt werden. Neben der bewussten Gestaltung der schulischen Umgebung, sollen auch die Aufgaben und Kompetenzen der Lehrkräfte durch die ExpertInnengruppe „LehrerInnen-bildung NEU: die Zukunft der Pädagogischen Berufe“ neu definiert werden (vgl. Härtel & Schilcher, 2009, S. 672f).

Literatur

Härtel, P. & Schilcher, B. (2009). Expertise für die Schulentwicklung! Die Neue Mittelschule im internationalen und historischen Kontext. Erziehung und Unterricht, 159, 669-678.



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