[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Ein neues Medium muß neue, vorteilhafte Eigenschaften
gegenüber den alten besitzen, sonst setzt es sich gar nicht durch.
Das bedeutet aber gewöhnlich, dass es andere Eigenschaften
der alten Medien nicht hat.
Stefano Monachesi

Formen der Telekommunikation

Briefe

Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.
Johann Wolfgang von Goethe

Historisch betrachtet war die asynchrone Kommunikation - wie zum Beispiel das Briefeschreiben - immer eher ein formaler als ein spontaner Austausch.
Nicholas Negroponte

Die leichte Möglichkeit des Briefeschreibens muß - bloß teoretisch angesehn - eine schreckliche Zerrüttung der Seelen in die Welt gebracht haben. Es ist ja ein Verkehr mit Gespenstern undzwar nicht nur mit dem Gespenst des Adressaten, sondern auch mit dem eigenen Gespenst, das sich einem unter der Hand in dem Brief, den man schreibt, entwickelt oder gar in einer Folge von Briefen, wo ein Brief den andern erhärtet und sich auf ihn als Zeugen berufen kann. Wie kam man nur auf den Gedanken, dass Menschen durch Briefe mit einander verkehren können! Man kann an einen fernen Menschen denken und man kann einen nahen Menschen fassen, alles andere geht über Menschenkraft. Briefe schreiben aber heißt, sich vor den Gespenstern entblößen, worauf sie gierig warten. Geschriebene Küsse kommen nicht an ihren Ort, sondern werden von den Gespenstern auf dem Wege ausgetrunken. Durch diese reichliche Nahrung vermehren sie sich ja so unerhört. Die Menschheit fühlt das und kämpft dagegen, sie hat, um möglichst das Gespenstische zwischen den Menschen auszuschalten, und den natürlichen Verkehr, den Frieden der Seelen zu erreichen, die Eisenbahn, das Auto, den Aeroplan erfunden, aber es hilft nichts mehr, es sind offenbar Erfindungen, die schon im Absturz gemacht werden, die Gegenseite ist soviel ruhiger und stärker, sie hat nach der Post den Telegraphen erfunden, das Telephon, die Funkentelegraphie. Die Geister werden nicht verhungern, aber wir werden zugrundegehn.
Franz Kafka

Telefon

Eine unmittelbare oder am Telefon geführte Unterhaltung findet in Echtzeit statt und ist synchron …
Nicholas Negroponte

Von dem, was in einer großen Stadt zusammentelefoniert wird, ist gut und gern die Hälfte überflüssig."
Kurt Tucholsky

Fax

Das Fernkopiergerät oder Fax ist ein ernsthafter Makel der Informationslandschaft."
Nicholas Negroponte

E-Mail

Dieses neue Quasi-Sprachmedium unterscheidet sich wirklich völlig vom Briefeschreiben. Es ist weit mehr als ein schnelles Postamt…
Nicholas Negroponte

Literatur

von Goethe, Johann Wolfgang (1991). Faust. München: Verlag C.H. Beck.

Kafka, Franz (1922). Brief an Milena Jesenská, 301.

Monachesi, Stefano (1997). Frust. Fandom United, 10, .25ff.

Negroponte, Nicholas (1995). Total digital. Die Welt zwischen 0 und 1 oder Die Zukunft der Kommunikation. Hamburg: C.Bertelsmann.

Tucholsky, Kurt (1965). Ich rufe vor eins noch mal an! Ausgewählte Werke, Band 1. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.


Siehe auch




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