[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Nonverbale Kommunikation: Lächeln & Lachen

Man hört nicht auf zu lachen, wenn man alt wird, aber man wird alt, wenn man aufhört zu lachen.
Jean Nohain

Wenn mich jemand zum Lachen bringt, stehe ich für immer in seiner Schuld.
Bette Midler


Jedesmal, wenn ein Mensch lacht, fügt er seinem Leben ein paar Tage hinzu.
Curzio Malaparte

Lachen


Der Weltlachtag wird jährlich am ersten Sonntag im Mai begangen, wobei die Idee aus der Yoga-Lachbewegung stammt, die weltweit in Lachclubs organisiert ist, wobei in Europa gemeinsam um 12:00 Uhr für eine Minute gelacht wird. Der Weltlachtag wurde 1998 von Madan Kataria, dem Gründer der weltweiten Lachyoga-Bewegung, ins Leben gerufen, wobei die Feier des Weltlachtags den Weltfrieden verkörpern soll und zum Ziel hat, ein globales Bewusstsein der Gesundheit, des Glücks und des Friedens durch das Lachen zu erreichen.

Lachen ist eine sehr alte Form der nonverbalen Kommunikation, denn Primaten und sogar Ratten lachen, denn Lachen hat ursprünglich vermutlich die Bedeutung eines Belohnungssignals, das die Bereitschaft von Eltern oder Geschwistertieren steigert, mit dem Nachwuchs zu spielen und damit auf spätere Aufgaben vorzubereiten.

Lachen ist ein allgegenwärtiges soziales Signal, wobei neuere Forschungen die Unterschiede zwischen spontanem und willentlichem Lachen hervorgehoben haben, die sich sowohl hinsichtlich der Produktionsmechanismen als auch der Wahrnehmungsmerkmale unterscheiden. Lachen kann auf verschiedene Weise soziale Bindungen stärken oder kooperative Absichten verdeutlichen, wobei die Grundmuster der nonverbalen Lautäußerungen universell sind, denn das Lachen ist von stoßartigen Lauten geprägt. Dabei unterscheidet man das spontane Lachen als eine reflexartige Reaktion etwa auf Witze, das von unkontrollierten akustischen Merkmalen geprägt ist, während das höfliche Lachen hingegen bewusst geäußert wird, denn es es wird durch eine gezielte Modulation der Stimme erzeugt, die das spontane Lachen in gewisser Weise imitiert. Durch dieses kommunikative Signal vermittelt man den Mitmenschen etwa höfliche Zustimmung oder zumindest Friedlichkeit und gute Laune.

Manche Experten vermuten, dass das menschliche Lachen deutlich vor der Sprache entstand, wobei vermutlich Primaten eine erste Version davon entwickelt haben, denn wenn sie in Gemeinschaft herumtoben, sich jagen und balgen, dann tun sie das mit geöffnetem Mund, ohne die Zähne zu zeigen. Dieses Spielgesicht soll signalisieren, dass das, was gerade getan wird, nicht böse gemeint ist, wobei das dazugehörige Glucksen und Hecheln dem menschlichen Lächeln und Lachen entspricht. Menschen haben verschiedene Formen des Lachens entwickelt, hinter denen oft sehr komplexe Absichten stehen können, denn Lachen ist in der sozialen Interaktion ein sehr deutlich sichtbares Signal. Wenn man etwa freudig angelächelt wird, fühlt man sich aufgenommen, wenn man hingegen Opfer eines höhnischen Lachens wird, fühlt man sich z. B. aus einer Gruppe ausgeschlossen. Nicht alle Arten des Lachens sind freundlich gemeint. So entsteht beim herzlichen Lachen eher ein Wohlgefühl, während etwa Angstgrinsen Unterwürfigkeit ausdrückt. Beim negativem Lachen, wenn Menschen ausgegrenzt, verhöhnt oder verspottet werden, geht es hingegen um Dominanz.  Dabei werden bei den verschiedenen Formen des Lachens auch unterschiedliche Gehirnregionen aktiviert. Bei einem fröhlichen oder höhnischen Lachen werden jene Bereiche aktiviert, die eine Rolle dabei spielen, wenn man die Absichten eines anderen Menschen einschätzen will, wobei dann je nach vermuteter Intention des Lachenden jeweils unterschiedliche Verbindungen zu anderen Gehirnbereichen aktiviert werden. Das gemeinsame Lachen von zwei oder mehr Menschen ermöglicht es auch HörerInnen aus verschiedenen Kulturkreisen und Sprachen, die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe schnell zu bewerten. Wie Vouloumanos & Bryant (2019) zeigten, reagieren schon Säuglinge empfindlich auf akustische Informationen beim gemeinsames Lachen zweier Menschen, und sie können Lachen zwischen Freunden und zwischen Fremden unterscheiden. Diese Fähigkeit, akustische Merkmale beim gemeinsamen Lachen von Menschen, das soziale Beziehungen zwischen Individuen aufdeckt, schnell zu bewerten, erscheint somit bereits sehr früh in der  Kindheit des Menschen und könnte das Produkt eines adaptiven Zugehörigkeitserkennungssystems sein, das Sprachmitteilungen analysiert. Offenbar lernen Kinder schon im Alter von wenigen Monaten, subtile akustische Signale richtig zu deuten.

Kamiloğlu et al. (2022) haben nun in einer Studie an Niederländern und Japanern die Fähigkeit der Hörer überprüft, ob aus spontanem und willentlichem Lachen auf die Gruppenidentität zu schließen ist bzw. auch die Positivität dieser Lacher in verschiedenen Kulturen wahrgenommen werden kann. Anhand kurzer Hörbeispiele sollten Probanden beider Kulturkreise erkennen, ob eine lachende Person aus ihrer eigenen oder einer anderen kulturellen Gruppe stammt bzw. ob es sich um spontanes oder um das bewusst-höfliche Lachen handelt. In etwa sechzig Prozent der Fälle konnten die Probanden die Gruppenzugehörigkeit richtig bewerten, wobei sie mit 75 Prozent auch bei der Beurteilung richtig lagen, ob es sich um ein spontanes oder aber höfliches Lachen handelt. Auf die Fähigkeit zur kulturellen Zuordnung wirkte sich dies aber nicht aus, denn offenbar konnten die Probanden in beiden Arten des Lachens gleich gut Spuren der Gruppenzugehörigkeit erkennen. Auch wurde neuerlich belegt, dass spontanes Lachen in beiden Kulturen positiver bewertet wird als höfliches Lachen. Diese Ergebnisse zeigen, dass das Lachen als reichhaltiges stimmliches Signal von Menschen verwendet wird, um Rückschlüsse auf andere Menschen zu ziehen, und zwar von ihren sozialen Beziehungen bis hin zu ihrer Identität.

Fast alle Menschen kennen das Gefühl, durch einen unwillkürlichen Lachanfall die Sprachfähigkeit zu verlieren, doch gibt es nur wenige Untersuchungen, die einen genauen Einblick in die neuronalen Prozesse geben, die diesem Lachen zugrunde liegen. In einer neuen Studie von Westermann et al. (2022) mit funktioneller Magnetresonanztomographie sollte daher untersucht werden, wie emotionale Zentren des Gehirns in das Lachen eingreifen, also ob die emotionalen Zentren einen Beitrag zur Unterdrückung oder Verstärkung des Lachens leisten, indem sie es an den sozialen Kontext anpassen oder ob sie das Lachen gar selber auslösen. Dafür wurden die Probanden in einer ersten Versuchsbedingung durch Kitzeln zum Lachen gebracht, in einer zweiten Bedingung wurden sie aufgefordert, unter der Provokation des Lachens durch Kitzeln an den Füßen gekitzelt vokale Äußerungen zu produzieren. Es zeigte sich dabei eine erhöhte neuronale Aktivität im sensomotorischen Cortex, im anterioren cingulären Gyrus, in der Insula, im Nucleus accumbens, im Hypothalamus und im periaqueduktalen Grau für beide Versuchsbedingungen, wodurch die Ergebnisse früherer Studien über kitzliges Lachen bestätigt werden. Eine weitere Analyse zeigt jedoch, dass die Aktivität in den emotionsassoziierten Regionen geringer ist, wenn das Kitzeln von einer freiwilligen Vokalisierung begleitet wird, denn hier konnte ein typisches Aktivierungsmuster identifiziert werden, das den primären sensorischen Cortex, einen ventralen Bereich der anterioren Insula und das ventrale tegmentale Areal mit einschließt, zu dem der Nucleus ambiguus gehört, also das gemeinsame Effektororgan für freiwillige und unfreiwillige Vokalisationen. Während des Konflikts zwischen freiwilliger Vokalisation und Lachen scheint sich offenbar das lachauslösende Netzwerk stark auf eine sensorische und eine tiefe interozeptive Analyse sowie auf motorische Effektoren im Hirnstamm zu stützen. Offenbar übernimmt ein für die Motorik zuständiger Teil im Hirnstamm die Kontrolle und rückt andere Schaltkreise in den Hintergrund.

Zwar kommt man mit Freundlichkeit sowohl im Berufsleben als auch im Privatleben, etwa im Kundengespräch oder in heiklen Konfliktsituationen, meist weiter als mit Unfreundlichkeit, aber Experten raten eher zum dosierten Einsatz von Lächeln und netten Gesten. Ein Lächeln um jeden Preis - wer kennt sie nicht, die Dauergrinser und Dauergrinserinnen - wirkt auf den ersten Blick oft zwar positiv, doch sollte es nie angestrengt oder übertrieben sein, und muss vor allem der Situation angemessen sein. Freundlichkeit um jeden Preis ist verkehrt und kann sogar nach hinten losgehen, indem man andere damit nervt, wenn sie merken, dass das Lächeln nicht ehrlich gemeint ist.

Wenn Freundlichkeit nur aus taktischen Gründen eingesetzt wird und nicht zur Stimmung passt, ist sie nicht wirkungsvoll, denn Menschen haben feine Antennen dafür, wenn sie widersprüchliche Signale empfangen. Beim Freundlichsein muss man glaubhaft wirken, was oft auch eine Frage der Stimme und der Körpersprache ist, d.h., die nonverbale Ebene entscheidet mehr über gelungene Kommunikation als das, was gesagt wird. Zwar kann ein leicht geneigte Kopf in Konfliktsituationen entschärfend wirken, aber ist das Gegenüber schon in Rage und schüttet kräftig Adrenalin aus, kann das den anderen sogar provozieren (vgl. Heimann 2009). Man kann das an anderen Menschen recht gut dadurch beobachten, dass diese etwa bei einer Begrüßung ein breites Lächeln aufsetzen, im Augenblick des Abwendens aber dieses Lächeln abrupt verlieren.

Augenbrauen, die in schnellem Tempo gesenkt und gehoben werden, sind das Einverständnis zu sozialer Kontaktaufnahme. Ausdruck für Überraschung und Verwunderung zeigt man, indem man die Augenbrauen hebt und eine Zeitlang gehoben hält. Tränen und Lachen sind Ausdrucksmöglichkeiten, von denen wir annahmen, dass sie mit Leichtigkeit zu deuten sind. Tränen sind jedoch Ausdruck für mehrere unterschiedliche Gefühlszustände: für Kummer, Freude und Wut. Lachen kann Zeichen für Freude und Freundlichkeit sein, aber auch für Verachtung und Sarkasmus.

Die Blickrichtung vieler Menschen wird nach Untersuchungen von Benedict Jones et al. (University of Aberdeen) vor allem dann von anderen Menschen in ihrer Umgebung bestimmt, wenn dieses Gegenüber ausgeprägte maskuline und damit dominant wirkende Gesichtszüge aufweist. Man vermutet, dass dies ein unbewusster Reflex ist, denn auch Makaken orientieren sich an der Blickrichtung dominanter Affen. Diese Verhaltensweise ist vermutlich deshalb erhalten geblieben, da es vorteilhaft ist zu wissen, was prominente Gruppenmitglieder gerade beschäftigt, aber auch um potenzielle Bedrohungen schneller zu erkennen.

Wir können auch lachen, wenn wir ängstlich werden, oder wenn wir etwas sehr Unangenehmes erleben. Es gibt zahlreiche Menschen, die in bedrohlichen Situationen aus Unsicherheit heraus lächeln. Da Lachen unter anderem den Stressabbau fördert, das Immunsystem stärkt und entspannend wirkt, leistet es einen wichtigen Beitrag für eine bessere Gesundheit. Lachen ist aber anstrengend, denn im Körper werden dabei etwa zweihundert verschiedene Muskeln in Bewegung versetzt, dazu steigt der Puls, die Atmung wird schneller und das Blut staut sich im Gehirn, da im Brustkorb Druck aufgebaut wird. Als Folge bekommt der heftig Lachende häufig einen roten Kopf. Innere Verletzungen können aber - entgegen der oft geäußerten Vermutung, man könne sich totlachen - in Folge dieser starken Beanspruchung eher nicht auftreten, denn beim Niesen etwa wird der Körper viel heftiger erschüttert. Auch ersticken kann man bei einem Lachanfall nicht, denn wenn man keine Luft mehr bekommt, wird ein Schutzmechanismus im Gehirn aktiviert, der dem Körper befiehlt, zu atmen. Die Gefahr, sich beim Lachen zu verschlucken, ist ebenso gering, denn beim Lachen atmet man eher aus als ein. Hingegen ist diese Gefahr viel größer, wenn man sich erschreckt, da dabei plötzlich eine große Menge Luft eingesogen wird.

Übrigens zeigen Untersuchungen (Gray et al., 2015), dass man Menschen, mit denen man zuvor gemeinsam gelacht hat, eher persönliche Details aus seinem Leben verrät. Man ließ Studenten in Vierergruppen einen Film betrachten, wobei manche Gruppen den Auftritt eines Stand-up-Comedian zu sehen bekamen, andere eine Naturdokumentation oder ein Golflehrvideo. Dabei maß man, wie oft die Studenten lachten und befragte sie danach nach ihrem Gemütszustand. Schließlich mussten die Versuchspersonen einem anderen Teilnehmer noch eine Nachricht schreiben, in der sie etwas von sich erzählen sollten, mit dem Ziel, sich miteinander bekannt zu machen. Bei der Auswertung der Texte zeigte sich, dass Botschaften dann deutlich persönlicher waren, wenn die Probanden zuvor gemeinsam den lustigen Auftritt angeschaut und miteinander gelacht hatten. Man führt diesen Effekt darauf zurück, dass beim Lachen vermehrt Endorphine ausgeschüttet werden, die nicht nur euphorisch machen sondern auch Hemmungen lösen.

Sweetening - das künstliche Lachen bei Filmen und TV-Serien

Als Sweetening bezeichnet man die vor allem in amerikanischen TV-Komödien eingesetzte Methode, authentisch klingende Reaktionen eines realen oder fiktiven Publikums bei der Ausstrahlung von Sendungen einzusetzen und somit die Tonspur nachzubearbeiten. Manchmal was das Gelächter echt, manchmal wurden Lachkonserven eingesetzt. Vor einem Live-Publikum konnten dessen authentische Reaktionen aufgenommen und dann mit der Sendung als Gesamtpaket ausgestrahlt werden. Solche Laugh Track stammen bei vielen Sitcoms daher von einem echten Studiopublikum, das über spezialisierte Plattformen für die Aufzeichnungen eingeladen wird. Doch meist wird die Lach-Tonspur nachbearbeitet, d. h., Lacher werden versetzt, hinzugefügt, gekürzt, ein- oder ausgeblendet. Nach Untersuchungen (Baranowski et al., 2017) hat das Lachen aus der Konserve einen die ZuhörerInnen einen größeren Einfluss als oft angenommen wird. Gelächter führte dazu, dass eine Handlung als lustiger bewertet wird, und zwar unabhängig davon, ob es von echtem Publikum oder von einer Tonspur kommt. Sozialer Druck beeinflusst die menschliche Wahrnehmung offenbar massiv, was vor allem für Situationen gilt, die nicht ganz eindeutig definiert sind, sodass Menschen sehr sensibel bezüglich der emotionalen Reaktion anderer sind. Neben Lachen funktionieren auch bei Horrorfilmen auch Schreie, das jedoch nur, wenn sie ein echter Ausdruck von Angst sind. Das kommt daher, dass Lachen ein Zeichen von Bindung an andere Menschen ist, während Angst ein Zeichen von Warnung, sodass die Angstreaktion spezifischer ausfällt. Übrigens: Viele Film wirken im Kino fast immer besser als zu Hause, da auch hier das Lachen des Publikums ansteckend wirkt.

Das böse Lachen,

das man oft in Filmen findet, ist nicht irgendein Lachen, sondern ein lautes, spontanes, herzhaftes Lachen, bei dem der gesamte Körper zu beben beginnt. Bösewichte stellen in Filmen auf diese Weise klar, dass es kein anderes Motiv für ihre Taten gibt außer der puren Freude am Bösen. Sie wollen zeigen, dass für sie das Böse etwas ist, das sie wirklich motiviert, das ihnen Freude bereitet, und somit für sie ein starkes Zeichen für positive Emotionen bildet. Die irritierende Wirkung dieses Lachens kommt daher, dass bei Menschen Lachen normalerweise die genau gegenteilige Funktion ausübt und Beziehungen zwischen Menschen in der Regel stärkt. In der Fiktion wie im echten Leben steht Lachen für das Positive, d. h., dafür, dass jemand Dinge tut, die normalerweise gut sind für den anderen oder die Gruppe (Kjeldgaard-Christiansen, 2018).

Ein Lächeln ist die kürzeste Entfernung zwischen zwei Menschen.
Victor Borge

Lächeln

Das Lächeln ist ein universelles Kommunikationsmittel und ist wie andere Gesichtsausdrücke im Verlauf der Evolution entstanden, und zwar nicht bevor Menschen eine Sprache zur Verständigung entwickelt hatten. Das zeigt sich unter anderem daran, wie früh Menschen zu lächeln beginnen, denn bereits im Alter von wenigen Tagen fangen Babys an, zu lächeln, jedoch noch unbewusst und zumeist im Schlaf. Um zu lächeln, benutzen Menschen zahlreiche Muskeln, wobei beim Lachen noch die Bauchmuskeln, Rippenmuskulatur und das Zwerchfell hinzukommen. Der wichtigste Muskel beim Lächeln ist der Zygomaticus major, ohne den Lächeln nicht funktioniert, denn dieser Muskel ist dafür verantwortlich, dass sich die Mundwinkel in Richtung der Augen anheben. Der Muskel Orbicularis oculi bildet einen Ring um die Augen und verursacht ein freudiges Zusammenkneifen, wobei zusätzliche Gesichtsmuskeln darüber entscheiden, ob Menschen verärgert, traurig, überrascht, erleichtert oder herablassend lächeln. Anlass für ein Lächeln ist das, was gerade in einem Menschen vorgeht, wobei es ein Signal darstellt, mit dem diese bei anderen etwas bewirken wollen, was nicht bewusst passiert.

Lächeln wird in der Kommunikation daher oft auch ganz bewusst als soziales Signal eingesetzt, etwa um eine Entschuldigung anzubringen oder eine positive Atmosphäre zu schaffen, bzw. stellt Lächeln meist eine Einladung zur Kommunikation dar. Die Mimik des Gegenübers beeinflusst daher unser soziales Zusammenleben, denn empfängt man ein freundliches Lächeln, finden automatisch Prozesse im Gehirn statt, die das Wohlbefinden steigern, d.h., es findet eine Art unbewusster Emotionsübertragung statt. Sogar ein strahlendes Lächeln, das man sich selber nach dem Aufstehen im Spiegel zuwirft, kann den restlichen Tag positiv beeinflussen. Ein echtes Lächeln kennzeichnet meist eine offene, spontane Persönlichkeit, darum empfindet man lächelnde Menschen fast immer als positiv, denn ein Lächeln signalisiert Gesundheit, Vitalität und Offenheit, also Werte, die in der heutigen Gesellschaft positiv konnotiert sind. Oft wird ein Lächeln in sozialen Stresssituationen auch bewusst eingesetzt, um mit einem positiven Signal die aktuellen Spannungen abzubauen, wobei das Lächeln einerseits nach außen eine positive Einstellung zum Angelächtelten signalisiert, während es andererseits nach innen das Selbstbewusstsein unterstützt. Lächeln hat auch aggressionshemmende Wirkung und kann negative Spannungen auflösen, denn mit jemandem, den man anlächelt, wird man wohl eher nicht einen Streit beginnen. Bei Kleinkindern wurde beim “Drei-Monats-Lächelns” gezeigt, dass das Lächeln eines Erwachsenen vom Kind mit einem Lächeln beantwortet wird. Wird das Lächeln des Kindes nicht mit einem entsprechenden Lächeln des Erwachsenen beantwortet, beginnt es instinktiv zu weinen. Das Lächeln ist übrigens auch für die emotionale Gesundheit eines Kindes bedeutsam, denn wenn Eltern das Lächeln ein Kindes nicht erwidern können, etwa aufgrund von Depressionen, fühlt sich das für das Kind wie eine Zurückweisung an und die emotionale Bindung zwischen Eltern und Kind leidet.

Allerdings muss ein Lächeln immer die Augen miteinbeziehen. Ein Mund, der lacht, ohne dass die Augen mitlachen, ist ein gekünsteltes und unaufrichtiges Lächeln. Der Neurophysiologe Duchenne hatte schon 1862 vermutet, dass ein Lächeln, das nur die Mundmuskeln aktiviert, nicht dieselbe Wirkung hat wie eines, das die um die Augen befindlichen Muskeln erregt. Nach Duchenne kann nur das Lächeln, das die Augen in Falten legt, die - wie er es nannte - “süßen Gefühle der Seele” ins Spiel bringen. Paul Ekman gelang es , den Zusammenhang zwischen Lächeln und dem allgemeinen Wohlbefinden nachzuweisen, indem er die Gehirnwellen von Menschen beim Lächeln registrierte. Die Ergebnisse zeigten, dass das Lächeln Duchennes sehr stark ein mit der linken Gehirnhälfte verbundenes Areal stimuliert, das Neurophysiologen als Ort der Wahrnehmung und des Ausdrucks von Gefühlen kennen, während ein Lächeln, das nur die Mundwinkel anhebt, nicht zur Stimulierung dieses Areals führt.

Lächeln ist ein elementarer Bestandteil der menschlichen Körpersprache, wobei unklar ist, ob es sich dabei eher um einen unwillkürlichen Ausdruck der eigenen Gefühlslage oder ein Kommunikationsmittel handelt. Im Rahmen eines Versuchs (Centorrino et al., 2014) mussten jeweils zwei Probanden zusammenarbeiten, um verschieden hohe Geldbeträge zu erhalten. Eine Versuchsperson spielte den „Treuhänder“, d. h., dieser stellte sich in einem kurzen Videoclip vor und bat seinen Mitspieler mit vorgegebenem Text, ihm einen von den Forschern zur Verfügung gestellten Geldbetrag (vier oder acht Euro) zu schicken. Anhand dieses Videos entschied der „Sender“, ob er dem „Treuhänder“ das Geld überlassen wollte. Tat er dies, wurde der Betrag für den „Treuhänder“ verdreifacht. Dieser konnte nun wählen, ob er dem „Sender“ ein Drittel oder die Hälfte des Betrags zurückschickte oder diesen vollkommen leer ausgehen ließ. Die Probanden mussten angeben, für wie attraktiv, intelligent und vertrauenswürdig sie die Person in dem Video hielten, und ob sie deren Lächeln als authentisch empfanden. Es zeigte sich, dass die Probanden, deren Lächeln als echt empfunden wurde, auch als vertrauenswürdig beschrieben wurden. Offensichtlich schätzten die „Sender“ anhand des Lächelns die Wahrscheinlichkeit ein, mit der die „Treuhänder“ mit ihnen teilen würden. Und tatsächlich lohnte es sich, dem authentischen Lächeln zu vertrauen, denn die entsprechenden Teilnehmer schickten im Schnitt mehr Geld an ihre Partner zurück. Man kann daraus schließen, dass ein authentisches Lächeln ein ehrlich gemeintes Signal ist, das die eigene Kooperationsbereitschaft anzeigt und zur Zusammenarbeit animieren soll. Interessanterweise lächelten die „Treuhänder“ in ihren Videos häufiger authentisch, wenn es um einen höheren Einsatz von acht statt vier Euro ging. Da ein ehrliches Lächeln unbewusst entsteht und als nicht willentlich beeinflussbar gilt, nehmen die Wissenschaftler an, dass es leichter ist, ehrlich zu lächeln, wenn eine höhere Belohnung winkt und natürlich, wenn man es ehrlich meint.

Übrigens ob ein lächelnder Mensch auf andere eher intelligent oder eher dumm wirkt, kann von Land zu Land unterschiedlich wahrgenommen werden. So werden vielen Ländern Menschen als intelligenter eingeschätzt, wennsie lächeln, so etwa in Deutschland, Österreich, der Schweiz, in Großbritannien, in Ägypten und auf den Philippinen. In Frankreich, Russland, Iran, Japan, Indien und Südkorea hingegen werden lächelnde Menschen eher als wenig intelligent wahrgenommen. Krys et al. (2015) haben in einem Versuch Studenten in 44 Ländern jeweils Bilder von acht Menschen gezeigt, wobei es von allen acht abgebildeten Menschen je ein Bild mit lächelndem und eines mit neutralem Gesichtsausdruck gab. In 18 Ländern wirkte sich das Lächeln im Durchschnitt positiv auf die eingeschätzte Intelligenz aus, in sechs Ländern hingegen negativ, während in den übrigen Ländern kein statistisch signifikanter Effekt nachgewiesen werden konnte. Ursache dafür sind vermutlich kulturelle Unterschiede, denn in jenen Ländern, in denen die Menschen eher pragmatisch orientiert sind und sich auf eine ungewisse Zukunft einstellen, erscheint ein Lächeln vielleicht als eher ungerechtfertigtes Zeichen von Sicherheit, das sie mit geringer Klugheit in Verbindung bringen. Neben der Intelligenz sollt eübrigens auch beurteilt werden, wie ehrlich ihnen die Personen auf den Fotos erscheinen, wobei in den meisten Ländern lächelnde Menschen als aufrichtiger wahrgenommen werden.

Macht Lächeln älter?

Es kostet viel weniger Kraft, freundlich zu sein.
Renee Zellweger

Wenn Menschen lächeln, sehen sie meist ein wenig älter aus, denn dieser Gesichtsausdruck macht häufig Falten sichtbar (Ganel & Goodale, 2018), wobei ein unmittelbare Eindruck das Alter des Lächelnden höher erscheinen lässt, in der Erinnerung bzw. in der Retrospektive sich aber ein verjüngender Effekt einstellen kann. Allerdings ist nach neueren Untersuchungen (Yoshimura et al., 2020) dieser Effekt auch kulturbedingt. Dazu betrachteten und beurteilten Probanden aus Japan Fotos von lächelnden oder anders dreinblickenden Japanern, was auch schwedische Studienteilnehmer mit Fotos von Menschen aus Schweden machten. Einmal sollten die Probanden das Alter abgebildeter Menschen sofort schätzen, wenn sie das Foto betrachteten. Unter diesen Bedingungen wirkte ein Lächeln im Vergleich zu einem neutralen oder erstaunten Gesichtsausdruck so, als wären schon ein paar mehr Jahre vergangen. Sollte die Schätzung hingegen erst im Rückblick abgegeben werden, werteten die Probanden ein Lächeln als Signal von Jugend. Diesen Effekt fand man sowohl in der Stichprobe aus Japan als auch in jener aus Schweden, wobei er in Japan überraschenderweise wesentlich deutlicher ausfiel. Verblüffend ist das vor allem deshalb, weil sich in Japan die visuelle Aufmerksamkeit beim Betrachten eines Gesichts eher auf die Nasenpartie konzentriert, während im europäisch geprägten Kulturraum die Augenregion im Vordergrund steht, dort, wo sich die Lachfältchen bilden.

In einer Studie haben Didier Grandjean et al. (2014) Testpersonen verschiedene Arten von Lächeln präsentiert, wobei diese durch computeranimierte Avatare simuliert wurden. Es zeigte sich, dass die gleichen Muskeln aktiviert werden, wenn eine Person das Lächeln anderer wahrnimmt und seine Echtheit abschätzt wie bei einem Avatar, wobei an einem als echt empfundenen Lächeln die Augen-, die Wangen- und die Mundmuskulatur beteiligt waren. Die Untersuchung zeigte aber auch, dass das Unbewusste eine Rolle dabei spielt, denn die schwachen Muskelaktivierungen, die das lächelnde Gegenüber bei den Testpersonen auslöste, waren nicht sichtbar, konnten jedoch mittels Elektromyografie gemessen werden, d. h., das Gehirn entschlüsselt und interpretiert diese schwachen Signale.

Neuere Untersuchungen zeigen, dass das menschliche Gehirn sehr gut in der Lage ist, zwischen einem echten und einem vorgetäuschten Lachen zu unterscheiden, denn bei einem falschen Lachen werden jene Gehirnareale aktiviert, die für die Entschlüsselung von Emotionen verantwortlich sind, während ein herzliches Lachen jene Regionen anregt, die für positive Gefühle zuständig sind. Dabei können die meisten Menschen schon von ihrer Kindheit an vorgespiegelte Gefühle von echten Emotionen unterscheiden, was sowohl für Lachen wie für Weinen gilt. Man vermutet auch, dass manche Menschen deshalb besser mit Kindern umgehen können als andere, weil diese authentischer sind, d. h., ihre Gefühle passen besser zu ihrem Verhalten, wobei besonders Kinder in der Lage sind, die Echtheit der Gefühle zu spüren. Menschen, die von einer psychischen Störung wie etwa der Borderline-Persönlichkeitstörung betroffen sind, erlernen diese Unterscheidung oft nicht, was bedeutet, dass die Betroffenen nicht fähig sind, echte von falschen Gefühlen zu unterscheiden und diese richtig zuzuordnen bzw. zu benennen.

Übrigens ist die Echtheit des Lächelns ein wichtiger Faktor, denn Untersuchungen von Verkaufs- und Beratungsgesprächen (Brach et al., 2014) zeigen, dass stark ausgeprägte Kundenorientierung gepaart mit einem echten Lächeln zwar für die höchste Zufriedenheit sorgte, doch war hingegen die Beratung kompetent, die Freundlichkeit aber nur aufgesetzt, beschrieben sich die Kunden eher als nicht zufrieden. Offensichtlich ist krampfhaft aufgesetzte Freundlichkeit nicht zielführend, denn der Kunde hat anscheinend nichts von der unechten Fröhlichkeit und für den Mitarbeiter sorgt das ständige Vortäuschen von positiven Gefühlen zusätzlich für Stress und Erschöpfung.

Der Forschungsstand zum Einfluss des Lächelns und anderer Mimik auf die eigene Stimmung: Gesichtsausdrücke haben nach zahlreichen kontroversiellen Studien offenbar tatsächlich einen Einfluss auf die Gefühle, d. h., man kann sich durch Lächeln glücklicher fühlen, durch einen mürrischen Ausdruck übellauniger oder durch ein Stirnrunzeln trauriger. Allerdings sind diese Effekte recht gering, was vermutlich auch der Grund für die teils widersprüchlichen Ergebnisse bei den einzelnen Studien sind. Menschen können sich daher nicht ins Glück lächeln, dennoch liefern die Studienergebnisse Hinweise darauf, wie Geist und Körper bei der Emotionserfahrung zusammenwirken können, doch zu den Rückkopplungseffekten und darüber, wie Emotionen funktionieren, gibt es noch immer viele Unklarheiten.

Marmolejo-Ramos et al. (2020) haben den Effekt des Lächelns auf die Wahrnehmung nicht nur repliziert, dass also die Wahrnehmung der Mimik eines anderen durch die Muskelaktivität des Beobachters im Gesicht verzerrt wird, sondern sie erweiterten diese Replikation, um zu zeigen, dass ein solcher modulierender Effekt auch für die Erkennung eines dynamischen Körperausdrucks beobachtet werden kann. Man zeigte den ProbandInnen Bilder von verschiedenen Gesichtsausdrücken, darunter Varianten zwischen einem griesgrämigen und einem fröhlichen Gesicht. In einem zweiten Experiment sollten die ProbandInnen Videos von Menschen betrachten, die verschiedene Laufstile zeigten - von sehr träge und traurig bis zu beschwingt und fröhlich. Dabei sollte beurteilt werden, wie positiv die Gesichtsausdrücke und die laufenden Menschen wirken. Ein Teil der ProbandInnen mussten einen Stift zwischen den Zähnen tragen (zwangsweises Lächeln durch pen-in-lips), was dazu führte, dass diese die Beobachtungen wesentlich positiver beurteilten. Nach Ansicht der ForscherInnen wird auch durch das erzwungene Lächeln die Amygdala stimuliert, was Neurotransmitter freisetzt, die einen positiv emotionalen Zustand herbeiführen und so zu positiveren Urteilen nicht nur von Gesichtern sondern auch zu den Bewegungen anderer Menschen führen.

Die Wirkung unterschiedlicher Formen des Lächelns

In der Kommunikation gibt es unterschiedliche Formen des Lächelns, die man als soziales Lächeln bezeichnen kann. Einerseits das Belohnungslächeln, das man etwa einem fröhlichen Säugling gegenüber aufsetzt und Freude, Lob und Anerkennung ausdrückt. Des weiteren gibt es das kooperative Lächeln, mit dem man anderen Menschen Verbundenheit, Mitgefühl und Beistand übermittelt. Daneben gibt es das Dominanzlächeln, das SchülerInnen von ihren LehrerInnnen beziehungsweise Berufstätige von ihren Vorgesetzten kennen dürften. Dieses Dominanzlächeln drückt Wohlwollen aus, signalisiert aber gleichzeitig auch die Position des sozial Höherstehenden. Martin et al. (2018) haben untersucht, wie diese Botschaften des Lächelns von anderen Menschen verstanden werden, d. h., ob Menschen überhaupt in der Lage sind, die meist unbewussten Formen des Lächelns wahrzunehmen bzw. richtig zu interpretieren. In einem Experiment setzten sie Probanden unter Druck, indem sie innerhalb kurzer Zeit eine Präsentation vorbereiten und halten sollten. Über einen Monitor erhielten die Probanden dann das Gesicht eines Menschen präsentiert, der ihre Leistungen bewerten sollte, wobei dieser auf eine der drei verschiedenen Arten lächelte. Je nach Art des Lächelns sank oder stieg dabei das Stresslevel der Probanden je nach Art des Lächelns, d. h., die Reaktion stimmte mit den sozialen Funktionen des jeweiligen Lächelns überein. Obwohl das Lächeln nur sehr kurz gezeigt worden war, hatte das Dominanzlächeln sogar einen Langzeiteffekt, denn der Cortisolspiegel war auch eine halbe Stunde nach Versuchsende deutlich erhöht. Offenbar kann Lächeln mit verschiedenen sozialen Funktionen auch ganz unterschiedliche physiologische Reaktionen beim Adressaten hervorrufen. Vor allem das Zurücklächeln, mit dem wir unser Gegenüber nachahmen, spielt eine wichtige Rolle, denn Menschen nutzen es, um sich besser in andere hineinzuversetzen zu können. Durch die Nachahmung der Muskelbewegungen beim Widerlichen werden dieselben Gesichtsmuskeln angespannt und Gehirnregionen aktiviert wie beim Gegenüber, was eine ähnliche Gefühlslage hervorrufen kann.

Lachen beim Einatmen und Ausatmen

Bei Säuglingen, jüngeren Babys und nicht-menschlichen Primaten tritt Lachen als Ergebnis von körperlichen Reizen wie Kitzeln auf, bei älteren Menschen entsteht das Lachen zwar auch durch körperliche Stimuli, aber auch durch soziale Interaktionen. Sauter, Kret, Venneker & Evans (2018) haben Aufnahmen des Lachens von Säuglingen und Kindern im Alter von 3 bis 18 Monaten untersucht, wobei die Babys in spielerische Interaktionen verwickelt waren. Die Aufnahmen wurden dann von Zuhörern analysiert, die das Ausmaß bewerteten, in dem das Lachen in jeder Aufnahme beim Ausatmen und beim Einatmen erzeugt wurden. Während die jüngsten Babys sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen lachen, also genauso wie Primaten, wird bei älteren Babys das Lachen in erster Linie nur beim Ausatmen produziert, wie dies auch bei älteren Kindern und Erwachsenen der Fall ist. Erwachsene Menschen lachen zwar manchmal auch über das Einatmen, aber der Anteil unterscheidet sich deutlich von dem von Kindern und Schimpansen. Die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass es sich um eine allmähliche und nicht um eine plötzliche Verschiebung handelt, wobei dieser Übergang nicht mit bestimmten Entwicklungsstadien verbunden zu sein scheint. Warum Menschen allein unter den Primaten nur beim Ausatmen lachen ist unklar, möglicherweise ist das ein Ergebnis der Stimmkontrolle, die Menschen entwickeln, wenn sie zu sprechen lernen. Möglicherweise kann durch diese Forschung ein Einblick in die Stimmproduktion von Kindern mit Entwicklungsstörungen gefunden werden, denn wenn man weiß, wie sich normal entwickelnde Babys anhören, könnte es interessant sein, gefährdete Säuglinge zu untersuchen, um zu sehen, ob es sehr frühe Anzeichen einer atypischen Entwicklung in ihren nonverbalen Emotionsvokalisationen gibt.
Quelle: Presentation "How do babies laugh?" von Disa Sauter, Bronwen Evans, Dianne Venneker and Mariska Kret 2017 in SALON A of the Victoria Conference Center in Victoria, British Columbia, Canada.

Das Fotolächeln

Ein Vergleich historischer Porträtfotos zeigt, dass die Mundwinkel im Laufe der vergangenen hundert Jahre kontinuierlich nach oben wanderten. Ginosar et al. (2015) werteten Porträtfotos aus Jahrbüchern amerikanischer Highschools aus den Jahren 1905 bis 2013 aus und fertigten aus den Fotos Durchschnittsgesichter der jeweiligen Jahre an, um die Veränderung des Gesichtsausdrucks deutlicher zu machen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts blickten die amerikanischen SchülerInnen noch mit fast versteinerter Miene in die Kamera, und erst im Lauf der Zeit wich der ernste Ausdruck einem sanften Lächeln und steigerte sich schließlich zum Fotogrinsen, wie man es heute kennt. Die Lächelfunktion stieg in allen Jahrzehnten an, nur in den 50er und 60er Jahren gaben die Mundwinkel ein wenig nach, um danach wieder nach oben zu wandern. Kotchemidova (2005) versuchte zu rekonstruieren, woher das heute allgegenwärtige Lächeln stammt und kam zu dem Schluss, dass sich Menschen in der Frühzeit der Photographie noch an der Malerei orientierten und daher einen Gesichtsausdruck wählten, der über längere Zeit ohne Anstrengung beibehalten werden konnte, schließlich dauerte die Belichtung in der Regel einige Zeit. Im 19. Jahrhundert musste ein schönes Gesicht auch einen geschlossenen Mund haben, denn die Zähne zu zeigen galt als ungehobelt, wobei Grinsen Kindern und Betrunkenen vorbehalten blieb. Das änderte sich, als die Fotografie vor allem durch die Firma Kodak zum Massenprodukt wurde, die das Knipsen mit der Kamera als eine Tätigkeit bewarb, die allen Beteiligten Spaß macht. In der Folge wurden lächelnde Gesichter auch auf Plakatwänden sukzessive zur sozialen Norm.

Übrigens: In einem Experiment fand man heraus, dass Menschen unabhängig vom tatsächlichen Alter mit einem lächelnden Gesicht als älter eingeschätzt werden, obwohl man im Allgemeinen denkt, dass lächelnde Gesichter jünger wirken sollten. Man vermutet, dass dieser Alterungseffekt beim Lächeln dadurch entsteht, da Lächeln die kleinen Fältchen im Gesicht betont und manchmal erst richtig sichtbar werden, insbesondere die Fältchen rund um die Augen und um den Mund. Daher sollte man bei Fotos, auf denen man jung erscheinen möchte, eher nicht Lächeln sondern eher ein erstauntes Gesicht machen ;-)

Übrigens: 1998 wurde von Madan Kataria, dem Gründer der weltweiten Yoga-Lachbewegung, der Weltlachtag ins Leben gerufen. Die Feier des Weltlachtags, die jährlich am ersten Sonntag im Mai begangen wird - soll den Weltfrieden verkörpern und hat das Ziel, ein globales Bewusstsein der Brüderlichkei und der Freundschaft durch das Lachen zu erreichen.

Ein kurioses Forschungsergebnis zum Lächeln

Matthew Martenstein (Universität Indiana) analysierte das Lächeln auf Familienfotos von ProbandeInnen am Ende ihrer Schulzeit und fragte, ob sie bereits eine Scheidung hinter sich hätten. Die Intensität des Lächelns wurde auf einer Skala von eins bis zehn bewertet, wobei man sowohl auf den Ausdruck in den Augen als auch auf die Muskelanspannung beim Lachen achtete. Anhand der Intensität des Lächelns konnte vorausgesagt werden, ob die Ehe des Probanden zu irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben geschieden wird oder nicht. Für Jugendlichen mit dem schwächsten Lächeln war die Wahrscheinlichkeit geschieden zu werden drei Mal so hoch wie bei jenen, die auf dem Foto grinsen. Man vermutet daher, dass fröhliche Menschen eher bereit sind an den Problemen in Partnerschaft und Ehe zu arbeiten als weniger glückliche. Außerdem suchen sich Menschen mit einem sonnigen Gemüt oft einen Partner, der ihre positive Lebenseinstellung teilt.

Lächelnde Uhren werden eher gekauft als traurige :-)

In Uhrenwerbungen ist es immer 10 nach 10 Uhr, denn Experimente zeigten, dass Uhren, die auf 10:10 Uhr eingestellt wurden, eine positivere Wirkung auf die Emotionen des Beobachters sowie auf deren Kaufabsicht haben als Uhren, die auf 8:20 Uhr oder 11:30 Uhr eingestellt waren. Dies liegt daran, dass die Uhrzeit 10 nach 10 Uhr unbewusst wie ein lächelndes Gesicht wirkt. Darüber hinaus wirken Uhren mit der Uhrzeit 10:10 Uhr deutlich stärker auf Frauen als auf Männer, wobei das daran liegt, dass Frauen Gesichter schneller erkennen als Männer und mehr Empathie mit gezeigten emotionalen Gesichtsausdrücken empfinden als Männer (Karim et al., 2017).

 

Literatur

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https://www.wissenschaft.de/gesellschaft-psychologie/macht-laecheln-froehlich/ (19-04-15)

Überblick: Was ist nonverbale Kommunikation?



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