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Psychosomatische Beschwerden und psychisches Wohlbefinden in der Schule
Eine Untersuchung bei Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I

Quelle:
Gerber, M. & Pühse, U. (2007). Psychosomatische Beschwerden und psychisches Wohlbefinden – Eine Untersuchung bei Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe II. Psychologie in Erziehung und Unterricht. Zeitschrift für Forschung und Praxis, 54, 223 – 235. 

„Ein wesentlicher Anteil Jugendlicher ist von chronischen Erkrankungen betroffen (zB Allergien, Krebserkrankungen, Asthma bronchiale, Diabetes mellitus, angeborene Herzfehler oder Epilepsie). Die Prävalenzrate wird derzeit auf ungefähr 10 bis 15 Prozent geschätzt“ (Seiffge-Krenker et al., 1996 zit. nach Gerber & Pühse, 2007, S. 224).

Neben den objektiv mess- bzw. feststellbaren Krankheiten sind psychosomatische Beeinträchtigungen zumeist auf Ursachen zurückzuführen, welche einer subjektiven Definition der Beschwerden durch den Beeinträchtigten erfolgen. Die Ursache der vermehrt auftretenden psychosomatischen Beschwerden wird zumeist auf die Veränderung der Bedingungen unter welchen die Jugendlichen heranwachsen, sowohl im schulischen als auch im privaten Umfeld, gesehen. Vor allem für die Personen, welche unter einer derartigen Krankheit leiden, fehlt die Antwort auf die Frage, auf welche Art von Beschwerden ihre psychosomatische Lebensbeeinträchtigung zurückzuführen ist (vgl. Gerber & Pühse, 2007, S. 224f).

Psychosomatische Beschwerden bei Adoleszenten

In der Schweiz wurden in den vergangenen Jahren Untersuchungen durchgeführt, welche sich mit verschiedenen Ansätzen der psychosomatischen Krankheiten von Heranwachsenden beschäftigen. „In der SMASH-Studie werden Kopf-, Rücken, Bauch- und Gelenkschmerzen als häufigste Problembereiche identifiziert. Ebenfalls weit verbreitet sind Frauenbeschwerden, Schlafprobleme, Akne, Augenbeschwerden und Übelkeit“ (Gerber & Pühse, 2007, S. 225). In die Untersuchung wurden Schüler miteinbezogen, welche „zum Zeitpunkt der Untersuchung nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit (9 Schuljahre) eine öffentliche Bildungseinrichtung besuchten“ (Gerber & Pühse, 2007, S. 226). Unter den Probanden befanden sich Schüler verschiedener Bildungseinrichtungen, wie Gymnasium, Diplommittelschulen/Fachmaturitätsschule und Berufsschulen (vgl. Gerber & Pühse, 2007, S. 226).

Als Messinstrumente wurden verschiedene Auswertungsmethoden, welche unter anderem subjektive Körperbeschwerden, depressiven Symptome, Eigenschaftsangst, Ärgerdisposition, Lebensziele und -zufriedenheit sowie den Verlust von Ressourcen in der Bewertung berücksichtigen. Die Aufzeichnung und anschließende einheitliche Messung der sechs Beschwerdekriterien erfolgte anhand von Instrumenten wie Skalen oder Fragebögen (vgl. Gerber & Pühse, 2007, S. 227).

Ergebnis der Studie

„Die Haupteffekte zeigen, dass sich Mädchen erschöpfter fühlen als Jungen. Gleichzeitig berichten sie mehr Kreislauf-, Erkältungs- und Magensymptome. Ferner weisen Mädchen ein ausgeprägteres Kälteempfinden auf als Jungen“ (Gerber & Pühse, 2007, S. 228).

Einen deutlichen Unterschied weisen auch die Ergebnisse der unterschiedlichen Schultypen auf: Psychische Beschwerden treten eher bei Schüler/innen des Gymnasiums sowie bei jenen aus Diplommittelschulen/Fachmaturitätsschule auf, wobei körperliche Beeinträchtigungen häufiger bei Jugendlichen aus Berufsschulen, vermutlich aufgrund der körperlichen Betätigung im Beruf, zu finden sind. Etwa ein Viertel der Befragten weist eine hohe Standhaftigkeit gegenüber Belastungen auf, wobei aus der Untersuchung hervorgeht, dass diese Schüler Unzufriedenheit aufweisen und schneller zu Ärger neigen (vgl. Gerber & Pühse, 2007, S. 229).

Analyse

Generell sagt die Studie aus, dass bei Mädchen im Vergleich häufiger psychosomatische Beschwerden auftreten als bei gleichaltrigen Jungen. Wie bereits erwähnt, ist dies aus wissenschaftlicher Sicht darauf zurückzuführen, dass Frauen in ihrer Rolle häufiger über Beschwerden klagen als Männer, welche aus der Evolution heraus die Aufgabe des Starken und Standhaften mitbekommen haben. Generell kann man feststellen, dass die am häufigsten vorkommenden psychosomatischen Beschwerden aller befragten Schüler Ängstlichkeit und Depressivität sind, wobei vor allem Depressivität ihren Schwerpunkt bei Schülern aus Berufsschulen ausweist. Wie bereits erwähnt, sind Schüler von Berufsschulen häufiger körperlichen Tätigkeiten ausgesetzt und klagen daher vorrangig über bewegliche Einschränkungen, Schülern der anderen beiden Schultypen klagen jedoch im Vergleich häufiger über Erschöpfungszustände (vgl. Gerber & Pühse, 2007, S. 231f).

Auswirkungen auf den Schulalltag

„Insgesamt muss aufgrund der hohen Zahl mehrfach belasteter Schülerinnen und Schüler dafür plädiert werden, psychosomatischen Beschwerdesymptomen im Jugendalter eine hohe Bedeutung beizumessen und diese als verdeckte Sendezeichen zu werten, mit denen Heranwachsende ein wahrgenommenes psychophysisches Ungleichgewicht zu erkennen geben. Nicht nur für Ärzte, sondern auch für Lehrpersonen aller Unterrichtsfächer stellt der Umgang mit psychosomatischen Beschwerden eine große Herausforderung dar“ (Brill et al., 2001, Green & Walker, 1997 zit. nach Gerber & Pühse, 2007, S. 232).

Es ist daher vor allem für das Lehrpersonal von hoher Bedeutung, sich mit der Thematik und dem Umgang mit psychosomatischen Beschwerden auseinanderzusetzen. In den Unterrichtseinheiten sollte vorbeugend mit den Schülern gearbeitet werden, sodass diese beispielsweise durch Entspannungstechniken an einem persönlichen und aktiven Stressmanagement arbeiten können. Es wurde bereits mehrmals festgestellt, dass die krankhafte körperliche Auswirkung in der Psyche ihren Ursprung hat (vgl. Gerber & Pühse, 2007, S. 232f).



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