Was ist Jugendlichen im Leben wichtig?
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Wertvorstellung von Jugendlichen. Werte sind ideelle Grundsätze und erlernte Vorstellungen, nach eine Gesellschaft lebt und die ihr Verhalten reguliert. Werte können miteinander in Konflikt treten und sich im Laufe eines Lebens ändern, vor allem im Übergang von der Kindheit zur Jugend findet eine Veränderung der Wertorientierung statt. Die Religion stellt für Jugendliche heute keine Verpflichtung mehr dar, sie bieten bestenfalls eine Orientierung- und Lebenshilfe. Eine gute Ausbildung, die richtige Berufswahl und ein entsprechendes Einkommen haben für Jugendliche vor allem dann eine hohe Wertorientierung, wenn sie von ihren Eltern eine diesbezügliche Norm wahrnehmen. Eine starke Orientierung an Freunden ist spezifisch für diese Lebensphase, im Freundeskreis werden auch Grenzen ausgetestet. Die Schule trägt wesentlich zur Werteentwicklung von Jugendlichen bei, verschiedene Modelle machen Werteerziehung in der Schule realisierbar.
1. Werte und Wertvorstellung
Werte wie Freiheit, Solidarität, Gerechtigkeit sind ideelle Bedeutungseinheiten. Sie existieren nicht an sich, sondern nur in Verbindung mit Dingen oder Vorkommnissen. Es gibt nicht die Ehrlichkeit oder Schönheit an sich, genauso wie es nicht die Farbe Rot an sich gibt. Auch die Farbe Rot existiert nur in Verbindung mit einem Gegenstand, zB ein rotes Auto. Genauso sprechen wir von einer gerechten Gesellschaftsordnung oder von einer verwerflichen Handlung.Werte werden immer von Gruppen gebilligt und geteilt sowie gleichzeitig vom Einzelnen verinnerlicht. Dadurch lässt sich auch ihre tiefe Verbindung mit Gefühlen erklären. Werte können Sinn geben und somit zum Glück der Menschen beitragen (vgl. Lukesch 2005, S. 3f).
1.1 Weitergabe von Werten und Wertewandel
Werte und Wertvorstellungen sind Grundsätze, nach denen eine Gesellschaft oder eine Gruppe von Menschen ihr Zusammenleben richten will oder richtet. Diese Grundsätze werden von dieser Menschengruppe als richtig und daher als wertvoll angesehen, sie regulieren das Verhalten der Menschen. Im Gegensatz dazu regulieren bei Tieren die Instinkte das eigene Verhalten. Beim Menschen ist der Instinkt jedoch stark reduziert, er reguliert sein Verhalten weitgehend über erlernte Werte und Gewohnheiten. Diese eignet er sich im Laufe eines Lebens an, sie verändern sich auch kontinuierlich, um sich neuen Lebensbedingungen anzupassen (vgl. wikipedia.org).
Wertvorstellungen werden von einer Generation zur nächsten weiter gegeben, von Eltern und Erziehern an die Kinder. Die Werteüberzeugungen bzw. die Grundlagen für Werteerlebnisse werden auch im Umgang mit Geschwistern, Lehrern, Peergruppen oder über mediale Botschaften wie Filme und Bücher erlernt. Rückmeldungen, die man aufgrund seines Verhaltens erfährt, führen ebenso zum Erlernen von bestimmten Wertvorstellungen (vgl. Lukesch 2005, S. 6f). Aber auch Kinder vermitteln Werte und Normen an ihre Eltern indem sie diese mit „abweichenden“ Ansichten konfrontieren, wie etwa die Aufhebung von Verboten und Forderungen oder die Einstellung zu ökologischen und politischen Themen. Konfrontationen führen zu Entwicklungsanstößen bei den Eltern (vgl. Oerter 2002, S. 41).
Da Gesellschaften und Kulturen einem ständigen Wandel unterworfen sind, ist dieses Lernen nie zu Ende. Wir leben in Bezug auf unsere grundlegenden Wertüberzeugungen in einer pluralistischen Gesellschaft (vgl. Oerter 2002, S. 39).
Nach Meinung Jugendlicher werden Werte und Grundorientierungen vor allem durch die Eltern, Schule sowie durch Freunde und Bekannte vermittelt. Institutionen (Beruf, Kirche und Gemeinde) sowie Personen des öffentlichen Lebens nehmen hintere Plätze ein (vgl. Lukesch 2005, S. 2).
1.2 Aus Werten leiten sich Regeln und Normen ab
Konflikte zwischen einzelnen Werten
Zum Thema Konflikte zwischen einzelnen Werten sagt Wikipedia:
„Das System aller Werte ist scheinbar nicht widerspruchsfrei bzw. einzelne Werte scheinen mit bestimmten anderen Werten in einem Konkurrenzverhältnis zu stehen. So wird gelegentlich postuliert, dass der Wert des Wohlstands im Konflikt mit dem Wert der Nachhaltigkeit oder der Wert der individuellen Freiheit mit anderen Werten (etwa der Gleichheit) steht.“
Weiters können in einer konkreten Situation Werte miteinander in Konflikt treten, wodurch es nicht möglich ist, sich so zu verhalten, dass man durch sein Handeln allen Werten gleichzeitig gerecht wird (vgl. wikipedia.org).
Wertorientierung Jugendlicher
Werte bilden individuelle Präferenzen dafür, was als ein erstrebenswertes Ziel angesehen wird. Sie sagen nichts darüber aus, ob das angestrebte Ziel auch tatsächlich erreicht werden kann oder erreicht wird. Werte geben dem Handeln Jugendlicher einen gewissen Rahmen zur Orientierung, der ihnen hilft einen bestimmten Weg zu gehen.
Werte können sich über die Zeit hin auch ändern, bei Jugendlichen geschieht dies nicht über Nacht, sondern als Ergebnis eines längerfristigen Erfahrungsprozesses. Vor allem im Übergang von der Kindheit zur Jugend finden Werteveränderungen statt, ein markantes Beispiel ist die veränderte Bedeutung von Freizeit, sie gewinnt beim Jugendlichen eine größere Wertschätzung als noch während der Kindheit (vgl. Reinders 2005, S. 25).
In den weiteren Kapiteln möchten wir beschreiben, welche Werte Jugendlichen wichtig sind.
2. Wichtige Werte im Jugendlichenalter
2.1 Religion
Religion ist in unserer Gesellschaft zur Privatsache geworden. Jugendliche nehmen die instituionellen religiösen Praktiken allenfalls als Angebot wahr und nicht als Verpflichtung. In einer Untersuchung, die 2003 durchgeführt wurde (vgl. Riegel et al. 2005, S. 16ff), konnte man fünf typische Orientierungsmuster bei Jugendlichen hinsichtlich ihrer Religiosität feststellen:
- Kirchlich-Christlich: Diese Jugendlichen richten ihren eigenen Glauben an den Überzeugungen und Vollzügen aus, wie sie von den beiden großen christlichen Kirchen vorgelebt werden. Sie haben kein Problem mit der Vielfalt an Kulturen und Religionen und lehnen einen Exklusivanspruch der christlichen Kirchen ab.
- Christlich-autonom: Diese Jugendlichen sind der Ansicht, dass jeder selbst herausfinden muss, was er/sie glauben will. Der Religiösen Institution „Kirche“ schreiben sie keine Autorität zu.
- Konventionell-religiös: Am kirchlichen Leben nehmen diese Jugendlichen nur gelegentlich teil (Weihnachten, Ostern). Sie empfinden Religion als eine Orientierungs- und Lebenshilfe.
- Autonom-religiös: Religion und Moderne passen für diese Jugendlichen nicht zusammen – sie nehmen deshalb am kirchlichen Leben praktisch nicht teil und lehnen einen Exklusivanspruch der Kirchen und auch Werte, wie Gottvertrauen oder Gläubigsein, ab. Gott erkennen sie vor allem im Mitmenschen, sie setzen sich somit mit verschiedenen spirituellen Angeboten auseinander.
- Nicht-religiös: Diese Jugendliche gewinnen religiösen Angeboten keine Bedeutung ab – sie kämpfen jedoch nicht gegen die Religion und akzeptieren den Glauben anderer.
2.2 Arbeit
In der Regel gehen Jugendliche davon aus, dass es ihnen gelingt, Familie und Beruf miteinander zu verbinden. Das Thema Beruf und dessen verbundene Aufgaben, nimmt die Jugend als sehr ernst wahr. Sie bereiten sich also nicht auf ein Leben in einer Spaß- und Freizeitgesellschaft vor. Jugendliche sind sich durchaus bewusst, dass das Berufsleben, Mobilität und eine möglichst gute Ausbildung verlangt. Der Beruf ist zu einem selbst zu wählenden Lebenskonzept geworden, für das man sich persönlich einsetzen muss. Es hängt von den Persönlichkeitsmerkmalen ab, ob man den Beruf als „Selbstverwirklichung“ oder als „Selbstbehauptung“ betrachtet (vgl. Münchmeier 2005, S. 74f).
2.3 Konsum und Geld
Geld zu verfügen und sich begehrte Güter leisten zu können, ist bei der Entwicklung der eigenen Identität und bei der sozialen Platzierung sehr von Vorteil. Geld ist grundsätzlich ein ideales Medium der Individualisierung, da Selbstdarstellung, das Erreichen persönlicher Ziele und das Ausleben selbst gewählter Sinnpräferenzen über Geld funktionieren. Geld, Konsum und auch das Arbeiten können für Jugendliche eine Reihe von Funktionen für Alltag und Lebensplanung übernehmen (vgl. Lange & Szymenderske, S. 50ff):
- Der Besitz bestimmter Konsumgüter ist eine wichtige Grundlage für die Bildung und Darstellung von persönlicher Identität.
- Manche Produkte dienen zur Verankerung der sozialen Identität, also der Fixierung in eine gerade angesagte Peer-Group.
- Geld ist ein Medium persönlicher Selbstkulturvierung, auch im Hinblick auf die zukünftige Lebensgestaltungen.
- Geld dient auch zur Platzierung im Alltag und sich Dinge zu erstehen, die Wohlbefinden schaffen.
2.4 Freunde
Im Alter zwischen 12 und 25 Jahren sind es vor allem die Freundschaften zu Gleichaltrigen, die den höchsten Wert im Leben haben – dicht gefolgt von Partnerschaft und Familienleben. Die starke Orientierung an Freundschaften und sozialen Kontakten scheint spezifisch für diese Lebensphase zu sein, da für die Gesamtbevölkerung das Familienleben vorrangig ist (vgl. Baader 2005, S. 46).
Freundschaften sind ein wichtiges Lernfeld im Jugendalter. Entwicklungsnormen der Freunde stehen in einem deutlichen Zusammenhang zu den Wertorientierungen der Jugendlichen. In keinem anderen Bereich besitzen Freunde so starken, normierenden Einfluss wie bei sozialen Werten. Jugendliche, deren Freunde großen Wert auf Fairness legen, sind selbst sehr stark an solchen Werten orientiert. Dies zeigte eine Untersuchung der Landesstiftung Baden Württemberg 2005 (vgl. Reinders 2005).
Vor allem Beziehung, die Identität schaffen, sind für die jungen Menschen unantastbar – dort, wo man Geborgenheit erfährt. Dies zeigt sich bei einer Untersuchung von Neuhold et al. 1993, in der Jugendliche gefragt wurden, was sie tun würden, wenn sie wüssten, dass sie nur noch einen Tag zu leben hätten. Die Antwort, die am meisten genannt wurde, war: Familie, Freunde/Freundinnen treffen (vgl. Neuhold 2005, S. 22).
Freunde sind also ein sehr wichtiger Teil in der Lebenswelt von Jugendlichen. Laut Allerbeck und Hoag (1985) zit. nach Reinders (2005) hat in den letzten 50 Jahren die Zeit die junge Menschen mit ihren Freunden verbringen, zugenommen. Inzwischen hat sich auch die Einsicht durchgesetzt, dass Freunde ein wichtiges Entwicklungspotenzial besitzen.
Der Forschungsbericht der Landesstiftung Baden-Württemberg zeigt den überraschenden Befund, dass unter den Jugendlichen Normen wie etwa die Entwicklung eines eigenen Lebensstils weniger wichtig sind. Die Annahmen, dass also Gleichaltrige einander aufgrund von Kleidung oder von Musikgeschmack bewerten, sind also in dieser Form nicht richtig. Vielmehr ist die zentrale Norm die Jungendliche aneinander stellen, sozial verantwortungsvolles Verhalten zu erwerben. Wichtig zu erwähnen ist hier, dass je mehr Wert Freunde auf soziales Verhalten legen, desto wichtiger ist den Jugendlichen selbst auch dieser Wert. Der Zusammenhang ist in diesem Fall so stark, dass es unbestreitbar scheint, dass Freunde eine entwicklungsförderliche Funktion bei der Ausbildung sozialen Verhaltens übernehmen (vgl. Reinders 2005, S. 94f).
2.5 Werteveränderungen und Grenzüberschreitung
Wie schon erwähnt, finden beim Übergang von der Kindheit zur Jugend immer wieder Werteveränderungen statt. Jugendliche testen in dieser Phase auch Grenzen aus, um zu merken, was ihnen wirklich wichtig ist.
Es geht darum, die Grenzen der alltäglichen Erfahrung zu überschreiten und über das Normale hinauszugehen. Es ist wichtig Erfahrungen von Gemeinschaft und Freiheit zu machen, aber auch Anstrengungen erleben und ans Ziel kommen mit der Begegnung von Geplantem und Unerwartetem ist bedeutend. Die Schule vermittelt oft nur Erfahrungen auf symbolischer Ebene, doch es ist wichtiger direkte, ganz konkrete Erfahrungen zu erleben und sich selbst auf den Weg zu machen (vgl. Kohler-Spiegel 2005, S. 83f).
Ein Rausch zum Beispiel ist eine Extremerfahrung, die an die Grenzen des Bewusstseins führt. Gerade Jugendliche suchen diese Erfahrung häufiger. Heranwachsende streben gezielt Rauscherfahrungen an, denn diese unterstützen den Übergang zwischen zwei „Welten“ durch eine Bewusstseinsveränderung und verhelfen zu „Grenzüberschreitungen“. Im Rausch können junge Menschen Erwachsensein und Anderssein gleichzeitig erfahren und ausleben, denn durch die Umwelt sind sie oft mit hohen Erwartungen, wie zum Beispiel den Erwerb einer Geschlechtsrolle oder die Herausbildung einer Identität, konfrontiert (vgl. Sting 2005, S. 86).
Rauschrituale tragen auch zur jugendlichen Gemeinschaftsbildung und zur Selbstinitiation in Gleichaltrigen Gruppen bei. Die Gemeinsamkeit eines Rausches verleiht der Gruppe den Status von etwas Besonderem und grenzt sie von anderen ab. Einer Gruppe wird zwar häufig die problematische Funktion von „Gruppendruck“ zugeschrieben, aber die Sozialisationsforschung betont schon seit langem die produktive, sozialisationsfördernde Bedeutung von Peer-Groups. Das „Dabei Sein“ bei solchen Rauschritualen erscheint also als die Strategie zur Integration in Peergroup-Zusammenhänge (vgl. Sting 2005, S. 87).
Erlebnisse in Gruppen beinhalten die Chance, dass die Beteiligten über das gemeinsam Erlebte ins Gespräch kommen können. Junge Menschen wollen in den verschiedensten Formen über Grenzen gehen, den Alltag hinter sich lassen und dies gemeinsam zu tun, verbindet und gibt Sicherheit (vgl. Kohler-Spiegel 2005, S. 83 und Mietzel 2002, S.341f).
3. Werteentwicklung durch die Schule
3.1. Leitbild
Auch die Schulen tragen wesentlich zur Werteentwicklung von Jugendlichen bei. Um dies realisieren zu können, muss aber zuerst die Bildungsarbeit an den Schulen gemeinsamen Leitvorstellungen, pädagogischen Werten und Visionen folgen.
Damit sich nicht Tag für Tag die Schüler oder sogar von Zeit zu Zeit die Lehrer fragen müssen, wofür Schule eigentlich da ist und damit der Schulalltag nicht als sinnlos erlebt wird, benötigt man eine intentionale Orientierung. Eine gemeinsame Richtschnur, die für unterrichtliches und erzieherisches Handeln gelten soll. Ein Leitbild zeigt Regeln des Umgangs miteinander, die pädagogische Philosophie und leitende Wertvorstellungen. In der Phase der Leitbild Entwicklung sollten drei wesentliche Fragestellungen berücksichtigt werden: Woran orientieren wir unsere pädagogische Arbeit? Für welche Ziele setzen wir uns ein? Was wollen wir mit den Schülern erreichen (vgl. Fischer 2005, S. 106f).
In diesem Zusammenhang sei noch zu erwähnen, dass konfessionelle Schulen sich großer Beliebtheit erfreuen und seit Jahren überlaufen sind. Jetzt stellt sich die Frage, was Eltern dazu bewegt ihre Kinder in Schulen mit evangelischer oder katholischer Trägerschaft zu schicken, auch wenn sie selbst oft eher kirchenfern sind. Eine Studie von Klemm und Krauss-Hoffmann (1999) zeigt, dass den meisten Eltern der persönliche Umgang und das enge Lehrer-Schüler-Verhältnis wichtig sind. Laut dieser Umfrage haben sich auch die Erwartungen der Eltern weitgehend erfüllt. Sie wollen ihren Kindern eine breite Entfaltungsmöglichkeit bieten und ihnen eine Orientierung in Lebensfragen und Gemeinschaftserfahrungen nahe bringen (vgl. Kunoth 2005, S. 109).
3.2 Werteunterricht
Werterziehung ist ein sehr zentraler Teil einer modernen Allgemeinbildung. Auch Verantwortung und Gemeinschaftsfähigkeit werden von der Öffentlichkeit oft als Werte und Lehrinhalte der Schule gefordert. Damit sich ein gelungener Werteunterricht an universellen Werten und allgemeinen Menschenrechten orientieren kann, muss von Jugendlichen die Teilhabe an Situationen erfolgen, in denen es um verschiedene Handlungsoptionen und um die Übernahme von Verantwortung geht.
Es gibt verschiedene Modelle, die Werteerziehung in der Schule auf diese Weise realisierbar machen. Beim Just Community Ansatz zum Beispiel steht die Idee der Förderung einer aktiven und selbstverantwortlichen Auseinandersetzung von Kindern und Jugendlichen untereinander anstelle direkter Maßnahmen oder Belehrungen durch Erwachsene im Mittelpunkt. Erwachsene sollen den Heranwachsenden zutrauen, Probleme und Konflikte eigenverantwortlich zu lösen. Der Ansatz basiert auf dem demokratischen Prinzip: „Eine Stimme für jeden“ und regelt Entscheidungs- und Konfliktregulierungsprozesse (vgl. Baader & Liebau 2005, S. 122f).
Eine Schwäche dieses Modells zeigt sich aber aus soziologischer und erziehungswissenschaftlicher Sicht. Es bleibt zum Beispiel die Frage offen, wie im Rahmen der „Just Community“ die Probleme der Chancengleichheit, Verteilungsgerechtigkeit und des Lernens in einer wettbewerbsorientierten Gesellschaft gelöst werden können (vgl. Lind 2000, S. 9).
Ein weiterer Ansatz wäre das Modell „Schülerversammlung“ von Altinger. Es ist eine demokratische Einrichtung in einer Klasse, bei der es darum geht, Konflikte in der Gruppe zu bearbeiten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. In der Schülerversammlung sollen die Kinder lernen können, auf die vielen Probleme des Alltags angemessen zu reagieren und mit Konflikten auf zivile Weise umzugehen (vgl. Baader & Liebau 2005, S. 124f).
„In der Schule sollen demokratischen Strukturen, Wertvorstellungen und Umgangsformen unmittelbar erfahren, gelernt und gelebt werden können. Schule muss Ernstsituationen schaffen, in denen soziale, ökonomische und politische Sachzusammenhänge erschlossen werden können“ (Scheufele 2004).
Auch Mediation an Schulen wäre eine Möglichkeit um mit Konflikten umzugehen. Schüler werden zu Mediatoren ausgebildet und somit kann der Vorteil von Peers genützt werden, da die Meinung von Gleichaltrigen oft schneller akzeptiert wird (vgl. Baader & Liebau 2005, S. 125).
4. Werte als Orientierungshilfe auf dem Weg in die Zukunft
Aktuelle Diskussionen werfen die Frage auf ob sich die Jugend heute Gedanken über die eigene Zukunft macht oder eher das Hier und Jetzt genießen möchten. Untersuchungen zeigen, dass beides angestrebt wird, die Vorbereitung auf den Beruf jedoch Priorität hat – unabhängig vom Geschlecht. Heranwachsende entwickeln vor allem im Kontext von Familie und Freunden Werte der Fairness und des sozialen Verhaltens sowie Vorbereitung auf den späteren Beruf. Freunde und Familie stellen dabei keinen Gegensatz dar, sondern ergänzen einander in sinnvoller Weise. Der richtige Mix sozialer Normen lässt einen gelungenen Übergang in den Erwachsenenstatus erwarten (vgl. Lukesch 2005, S. 31ff).
Verwendete Literatur
Baader, M. & Liebau, E. (2005). Pädagogik des Zutrauens. Wie Verantwortung in der Schule gelernt werden kann. Schüler, 2005, S. 122-125.
Baader, M. (2005). „Eins der wichtigsten Dinge im Leben“. Schüler, 2005, S. 46-48.
Fischer, D. (2005). Zeigen, was man liebt. Leitbilder im Kollegium entwickeln. Schüler, 2005, S. 106-108.
Kohler-Spiegel, H. (2005). Er-fahren und er-laufen. Faszination des Unterwegsseins. Schüler, 2005, S. 82-84.
Kunoth, H. (2005). Gemeinde, nein danke – Schule, ja bitte. Was ist dran am Run auf kirchliche Schulen? Schüler, 2005, S. 109.
Lange, A. & Szymenderski, P. (2005). Ich konsumiere, also bin ich. Schüler, 2005, S. 50-52.
Lind, G. (2000). Ansätze und Ergebnisse der „Just-Community“ – Schule. Frankfurt am Main: Hirschgraben Verlag. Online im Internet: http://www.uni-konstanz.de/ag-moral/pdf/Lind-1987_Just-Community-Schule.pdf (07-11-11).
Lukesch, H. (2005). Werteentwicklung und Wertewandel bei Jugendlichen und das „Weltbild des Fernsehens“. Tagungsbericht. Regensburg: Institut für experimentelle Psychologie. Online im Internet: http://rpss23.psychologie.uni-regensburg.de/download/
lukesch/tagung_berlin_2005.pdf (07-11-10).
Mietzel, G. (2002). Wege in die Entwicklungspsychologie. Kindheit und Jugend. Weinheim: BeltzPVU.
Münchmeier, R. (2005). Familie, Arbeit, Dabeisein. Schüler 2005, S. 74-75.
Neuhold, L. (2005). Familie, Freunde, Feuerstuhl, Schüler, 2005, S. 22-23.
Oerter, R. & Montada, L. (2002). Entwicklungspsychologie. Weinheim: Beltz.
Reinders, H. (2005). Jugend. Werte. Zukunft. Wertvorstellungen, Zukunftsperspektiven und soziales Engagement im Jugendalter. Forschungsbericht. Baden-Württemberg: Landesstiftung Baden-Württemberg. Online im Internet: http://www.landesstiftung-bw.de/publikationen/files/sr-14_studie_jugendwertezukunft2.pdf (07-11-10).
Riegel, U. & Ziebertz, H.-G. & Kalbheim, B. (2005). Glauben nach Bedarf. Die Bedeutung von Religion im Leben Jugendlicher. Schüler, 2005, S. 16-19
Scheufele, U. (2004). Das Altinger Konzept: sinnlich – ernsthaft – selbstbestimmt. Online im Internet: http://www.gebauer-karl.de/seiten/kon/kon5/programm.pdf (07-11-11).
Sting, S. (2005). Rausch und Ekstase. Jugendliche Gemeinschaftsrituale. Schüler, 2005, S. 85-87.
Werte. Online im Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Werte (07-11-10).
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