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Kognitive Theorie der Emotionen nach Schachter und Singer (1964) "Theorie der Bewertung"

Nach Stanley Schachter (1971) ergibt sich die Erfahrung einer Emotion aus dem Zusammenwirken physiologischer Erregung und kognitiver Bewertung. Richard Lazarus (1984) vertrat den Standpunkt, dass emotionale Erfahrungen nicht allein damit erklärt werden können, was in einer Person oder deren Gehirn vorgeht, sondern dass diese auch aus ständigen Transaktionen mit der Umgebung erwachsen, die stets gleichzeitig bewertet werden ("Transaktionales Erklärungsmodell"). Nach der Lazarus-Schachter-Theorie werden sowohl die Reizereignisse als auch die physiologische Erregung gleichzeitig anhand von situativen Hinweisreizen und Kontexterfahrungen kognitiv bewertet, wobei sich die Erfahrung einer Emotion aus der Interaktion des Erregungsniveaus und der Art der Bewertung ergibt.

Nach Schachter und Singer wird ein und derselbe Aktivierungszustand in Abhängigkeit von den kognitiven Aspekten einer Situation als Freude, Ärger usw. bezeichnet. In jedem Fall ist eine bestimmte Aktivierung ist notwendig, damit überhaupt Emotionen entstehen. Welche Emotion letztendlich daraus entsteht, hängt weitgehend wenn nicht ausschließlich von den Hinweisreizen ab.

Die klassischen Experimente

In den klassischen Experimenten zur Überprüfung der Theorie wurde einerseits die Erregung systematisch manipuliert und andererseits das Ausmaß, in dem eine Person Informationen (richtige oder falsche) über die Ursache ihres körperlichen Zustandes hat. Schließlich wurde eine Situation geschaffen, in der der Proband seinen Zustand beschreiben soll ohne darüber nachzudenken.

Nachdem die Versuchsperson angekommen war, wurde sie in einen Raum geführt und vom Versuchsleiter wie folgt angesprochen: "In diesem Experiment möchten wir Ihre Wahrnehmungsfähigkeit untersuchen. Wir sind vor allem daran interessiert, wie gewisse Vitaminkomponenten und Vitaminsupplemente die visuelle Fähigkeit affizieren. Vor allem möchten wir herausfinden, wie die Vitaminsubgruppe Subroxin die Wahrnehmung affiziert. Was wir nun möchten, wäre, wenn wir Ihre Zustimmung bekommen, Ihnen eine kleine Injektion von Subroxin zu geben. Die Injektion ist mild und harmlos. Da jedoch manche Personen dagegen sind, möchten wir Sie nicht überreden. Würden Sie der Injektion zustimmen? Von 185 Personen lehnt nur eine ab. Dann kam ein Arzt, der den Puls maß und "Subroxin" spritzte. Tatsächlich erhielt eine Gruppe Epinephrin oder ein Placebo. Epinephrin ist synthetisches Adrenalin. Adrenalin ist ein Sympathomimetikum, das sind Stoffe, die eine Sympathikuserregung provozieren, in dem sie postsynaptisch die sympathischen Rezeptoren der Effektorzellen erregen. Die Folgen sind: ein massiver Blutdruckanstoß, Herzklopfen, Verringerung des peripheren Blutflusses und Anstieg des muskulären und zerebralen Blutflusses. Blutzucker- und Milchsäurekonzentration sowie die Atemgeschwindigkeit steigen an. Die subjektiven Symptome sind Schwitzen, Zittern, ein Gefühl von Rotwerden und beschleunigtes Atmen. Der Wirkungsbeginn ist nach drei bis fünf Minuten nach der Injektion. Die Dauer beträgt 10 Minuten bis zu einer Stunde. 

Die andere Gruppe bekam eine Ringerlösung. Die Informationen der Versuchspersonen liefen wie folgt:

Gruppe 1 Epinephrin informiert. Information lautet wie folgt: Ich sollte Ihnen mitteilen, dass manche unserer Versuchspersonen Nebenwirkungen des Subroxins berichtet haben. Sie sind kurzfristig, d.h. sie dauern nur 15 bis 20 Minuten. Was wahrscheinlich passieren wird, ist dass Ihre Hand zittern wird, Ihr Herz wird schneller schlagen, und Ihr Gesicht kann warm und rot werden. Diese Effekte dauern nur 15 bis 20 Minuten.

Die zweite Gruppe wurde als Epinephrin-unwissend bezeichnet. Der Versuchsleiter sagte nichts über Nebeneffekte und ging einfach aus dem Zimmer.

Der fehlinformierten-Gruppen-wurde gesagt: Ich sollte Ihnen mitteilen, dass manche unserer Versuchspersonen Nebenwirkungen verspüren. Sie sind kurz, 15 bis 20 Minuten. Was wahrscheinlich passieren wird, ist dass Ihre Füße sich taub anfühlen und Sie eine Art Juckreiz über manche Teile Ihres Körpers verspüren werden, vielleicht auch ein leichtes Kopfweh. 

Nun wurde versucht, verschiedene kognitive Kontexte zu produzieren. In einem euphorisch genannten Teil wurde ein heimlicher Verbündeter eingeführt: "Sie haben beide eine Subroxin-Injektion bekommen, und sie werden nun beide den gleichen Wahrnehmungstest machen. Ich möchte sie nun bitten, einfach 20 Minuten zu warten. Wir müssen etwa 20 Minuten abwarten, bis die Injektion im Blutkreislauf angekommen ist. Wenn wir dann sicher sind, dass es soweit ist, werden wir mit dem Test beginnen. 

Nun fängt der Verbündete in einer Serie von 15 festgelegten Schritten zu kritzeln, Basketball mit Papierkugeln zu spielen, einen Flieger zu basteln, Hulahupp-Reifen usw. zu benutzen und die andere Person einzubeziehen. 

In der Wut-Bedingung wurde die Person gleich eingeführt, bevor der Versuchsleiter wegging, sagte er: Wir möchten, dass Sie 20 Minuten benutzen, um diese Fragebögen auszufüllen. Ich komme in 20 Minuten zurück und werde dann die Fragebögen einsammeln und die Wahrnehmungstests anfangen". Der Verbündete sagt nun, bevor er die Fragebögen anguckt: "Ich wollte schon zu dem Experiment kommen, aber ich meine, es sei unrecht, von ihnen, den Leuten Spritzen zu geben. Auf jeden Fall hätten sie es uns sagen sollen, als sie uns eingeladen hatten. Man hat ja große Schwierigkeiten etwas abzulehnen, wenn man schon da ist." 

Der Fragebogen wurde immer persönlicher und verletzender. 

Der Verbündete beantwortet nun im gleichen Rhythmus wie die Versuchsperson und macht Kommentare über die Fragen: Ohje, die ist aber lang. Wieviel verdient ihr Vater? Das irritiert mich. Das gehört nicht zu ihren Aufgaben, wieviel mein Vater verdient. Wie oft haben sie Geschlechtsverkehr in der Woche.Endlich zerknüllt er den Fragebogen und lief aus dem Raum. 

In der Wut-Bedingung wurde die Person gleich eingeführt, bevor der Versuchsleiter wegging, sagte er: Wir möchten, dass Sie 20 Minuten benutzen, um diese Fragebögen auszufüllen. Ich komme in 20 Minuten zurück und werde dann die Fragebögen einsammeln und die Wahrnehmungstests anfangen". Der Verbündete sagt nun, bevor er die Fragebögen anguckt: "Ich wollte schon zu dem Experiment kommen, aber ich meine, es sei unrecht, von ihnen, den Leuten Spritzen zu geben. Auf jeden Fall hätten sie es uns sagen sollen, als sie uns eingeladen hatten. Man hat ja große Schwierigkeiten etwas abzulehnen, wenn man schon da ist." 

Als abhängige Maße wurde eine Beobachtung durch eine Einwegscheibe durchgeführt, durch die die Frage, ob die Personen wütend oder euphorisch handeln, beantwortet werden sollte. Für die Beobachtung wurde jede der 14 vorgegebenen Verhaltenskategorien des Schauspielers mit der Kategorie bewertet: 'Tut das Gleiche', 'Initiiert neue Aktivität', 'ignoriert oder beobachtet den Schauspieler' bewertet. Für die Wutbedingung wurde ''stimmt zu', 'widerspricht', 'neutral', 'initiiert Zustimmung oder Widerspruch', 'schaut', 'ignoriert' eingeführt. Die Übereinstimmung der Beurteiler lag bei 71% bzw. 88 %. Anschließend füllten die Versuchspersonen einen Fragebogen aus, in dem eingebettet in Fragen nach Hunger, Müdigkeit, auch nach Ärger, Freude und dem Erleben der körperlichen Anteile von Epinephrin oder der Täuschungsbedingung erfaßt werden sollte: 'Haben Sie irgendwelches Herzklopfen gespürt?', 'Haben Sie gezittert?', 'Waren Ihre Füße taub?', 'Haben Sie Juckreiz verspürt?' 'Kopfweh?' etc. Anschließend wurde der Puls gemessen, und dann wurde das Experiment, das aus der Sicht der Versuchspersonen ja erst beginnen sollte, abgebrochen. Die Personen wurden aufgeklärt. 11 Versuchspersonen wurden ausgeschlossen, weil sie das Experiment teilweise durchschaut hatten. Wenn man bedenkt, dass von den 185 Versuchspersonen nur eine Verweigerung vorkam, muß man in Rechnung stellen, dass es sich um ein Konformitätsexperiment handelt. Es handelt sich um Psychologiestudenten, die ihre Scheine durch Teilnahme an dem Experiment bekamen.

Die Postulate sind: 

Ergebnisse:

  1. Die Epinephrin-Injektion produziert tatsächlich Symptome sympathischer Entladung, verglichen mit den Placebo-Bedingungen. So steigt die Pulsrate nach der Epinephrin-Injektion und dem Experiment signifikant höher an als in der Placebo-Bedingung. Auch werden die Fragen nach Herzschlag, Zittern in der Placebo-Bedingung seltener mit ja beantwortet als unter der Epinephrin-Injektion. Allerdings gab es insgesamt fünf Versuchspersonen, bei denen die Epinephrin-Injektion überhaupt keine solchen Berichte abgab. Diese Personen wurden aus der weiteren Auswertung entfernt. 
  2. In der Bedingung der Fehlinformation waren die Euphorie-Werte der Versuchspersonen doppelt so hoch wie in der korrekten informierten Gruppe, was die Autoren vermuten läßt: "Es ist vernünftig anzunehmen, die Unterschiede zwischen informierten Versuchspersonen und denen in den anderen Bedingungen auf die Unterschiede in der manipulierten Stimmigkeit der Information zurückzuführen". In der Folge hatten dann auch die Versuchspersonen, die fehlinformiert waren, einen stärkeren Einfluß auf das Verhalten des Schauspielers zu verzeichnen und waren stärker euphorisch. 
  3. In den Verhaltensindikatoren finden wir einen sehr viel höheren Aktivitätsindex bei den uninformierten Versuchspersonen als bei den informierten. Die Unterschiede sind signifikant zwischen den Fehlinformierten und den korrekt Informierten. Die Autoren interpretieren das folgendermaßen: "auf allen Maßen bestätigte sich die Tendenz, dass eine Versuchsperson das euphorische Verhalten und die euphorische Stimmung eines Schauspielers in dem Ausmaß übernimmt als er keine Erklärung für seinen körperlichen Zustand hat." Allerdings stimmt einen wiederum bedenklich, dass die Unterschiede zwischen den unaufgeklärten und den fehlinformierten Versuchspersonen einerseits und den Placebo-Versuchspersonen andererseits nicht signifikant sind. 
  4. In der Wutbedingung zeigte sich überdeutlich, dass es sich um ein Konformitätsexperiment handelte, denn der Ärger sollte sich ja eigentlich gegen den Versuchsleiter richten, der den unsinnigen Fragebogen vorgegeben hatte, aber eben das geschah nicht.".... die Versuchspersonen, die freiwillig an dem Experiment teilgenommen hatten, um Extrapunkte für ihr Schlußexamen zu bekommen, verweigerten einfach die Gefährdung dieser Punkte, dadurch, dass sie ihre Irritation deutlich machten, indem sie den Fragebogen herunterputzten". Was u. a. dazu führte, dass die Ärger-Werte überhaupt sehr niedrig waren. 
  5. Wiederum ist das Postulat, dass die Versuchspersonen, die nicht informiert sind, über die Herkunft ihrer körperlichen Symptome ärgerlicher agieren sollten bestätigt. "It seems clear that providing the subject with an appropriate explanation of his bodily state greatly reduces his tendency to interprete his states in terms of the cognitions provided by the stooges angry behavior" (S. 393). Auch agieren die Personen mit den Epinephrin-Injektionen ärgerlicher als die in der Placebo-Bedingung. In der Zusammenfassung schreiben die Autoren: 
  6. Bei einer vorgegeben physiologischen arousal-Höhe, für die eine Person keine unmittelbare Erklärung hat, wird sie diesen Zustand im Umfeld der ihr vorhandenen Kognitionen benennen und beschreiben. In dem Ausmaß, in dem kognitive Faktoren wirksame Determinanten der emotionalen Zustände sind, sollte man vorhersagen, dass sie für genau die gleichen Zustände physiologischer Erregung sowohl Freude, Wut, Eifersucht oder irgendeine von vielen verschiedenen emotionalen Benennungen, die vom kognitiven Aspekt der Situation abhängen, benutzen sollte. 
  7. Wenn ein Zustand physiologischen arousals vorliegt, für den eine Person eine vollständig angemessene Erklärung hat, tauchen keine Erklärungsbedürfnisse auf, und das Individuum ist immunisiert, seine Gefühle in den termini alternativer Kognitionen, die ihm zur Verfügung stehen, zu erklären.
 

Injektion

Folgen

Information

Affektinduktion durch Verbündeten

Epinephrin

Sympatho-
mimetikum

Schwitzen, Zittern, Gefühl zu Erröten, bschleunigtes Atmen

Nebenwirkungen: Schwitzen usw. 

Wut/Ärger auf Versuchsleiter

Placebo

keine

keine Information

Euphorie/Freude



Fehlinformiert "Füße taub, Kopfschmerzen" usw.

 

Quellen:

http://emotions.psychologie.uni-sb.de/vorlesung/SSEx.htm (03-01-13)

Schachter, Stanley & Singer, (1962). Cognitive, social and physiological determinants of emotional state. Psych. Review, 69, S. 379-407.

Düfte und Emotion

Düfte lösen Emotionen aus und können Bilder in den Kopf zaubern und Erinnerungen zurückholen. Wenn es in einer Abteilung in einem Möbelhaus nach frisch geschnittenem Holz riecht oder bei der Bäderausstellung ein tropischer Duft in der Luft liegt, wird das vom Konsumenten als angenehm empfunden. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass bei richtiger Beduftung die Umgebung positiver bewertet wird. Ein Mensch hält sich lieber und länger in einem Raum auf, in dem es angenehm riecht. Neben seiner Verweildauer steigt z.B. in Kaufhäusern aber auch die Kaufbereitschaft. Obendrein behält man duftende Orte in besserer Erinnerung. Wer nicht genau dosiert oder es zu gut meint, erreicht mit den Gerüchen das Gegenteil. Die Duftmoleküle - je nach Duftrichtung rein ätherische oder naturidentische - werden durch Verdampfung im Raum verteilt. Der "beduftete" Mensch merkt meist nichts, aber es könnte am guten Geruch liegen, wenn man sich in einer Galerie, einem Museum oder sogar in einem Bereich eines Krankenhauses besonders wohlfühlt. In Japan werden - beispielsweise bei Toyota - sogar Fabrikshallen "beduftet", um die Arbeiter bei Laune und Leistung zu halten. In New York und Paris stehen in den U-Bahnen Duftsäulen, die eine Kräutermischung in die Luft "dampfen", die aggressions- und stressabbauend wirken soll.

Quelle: OÖNachrichten vom 3.10.2002
WWW: http://www.nachrichten.at/leben/113310 (02-10-04)

Ekel

Beim Ekelgefühl handelt es sich  wohl um einen überlebenswichtigen Schutzmechanismus, der Menschen ähnlich wie die Angst vor Gefahren bewahren soll. Die Empfindung gilt dabei als ein Mechanismus, der sich im Laufe der menschlichen Evolution als Grundlage für das Vermeidungsverhalten zum Schutz vor Krankheitserregern und Ektoparasiten wie Flöhe oder Läuse herausgebildet hat. Sinneseindrücke von verdorbener Nahrung, Exkrementen, Körperflüssigkeiten sowie von potenziell krankheitsübertragenden Hautparasiten rufen bei Menschen vielschichtige Ekelreaktionen und Verhaltensweisen hervor. Je nach Auslöser unterscheiden sich die intuitiven Verhaltensreaktionen der Menschen, denn was etwa als mikrobiell gefährlich erscheint, ruft stärkere Mechanismen zur Vermeidung einer oralen Aufnahme hervor, während Ekel-Eindrücke von Parasiten hingegen mehr mit Reaktionen verbunden sind, die einem Schutz der Körperoberfläche dienen können. Kupfer et al. (2021) haben untersucht, inwieweit die Menschen an diese beiden unterschiedlichen Auslöser-Kategorien angepasst sind, wobei man dazu Untersuchungen mit Menschen in den USA und China durchführte. Die Probanden sahen eine Reihe von Videoclips, die unterschiedliche Mikroben- oder Parasiten-relevante Szenen zeigten. Zu sehen waren etwa Fäkalien, Aufnahmen von Hauterkrankungen oder aber Darstellungen von Zecken, Flöhen und Co. Die Probanden sollten dazu auf einem Formular mit verschiedenen Kategorien angeben, inwieweit sie körperliche Empfindungen bei der Betrachtung eines jeweiligen Clips wahrnahmen bzw. welche Verhaltensreaktionen sie bei sich feststellten. Neben „Übelkeit“ oder „Juckreiz“ gehörten dazu auch detailliertere Aspekte wie „Gänsehaut“, „zitterndes Erschauern“, „beklemmendes Gefühl im Hals“, oder das Bedürfnis nach verschiedenen Formen der Reinigung. Die Studienteilnehmer zeigten aber, auch wenn sie das Grundgefühl als Ekel bezeichneten, deutliche Unterschiede je nach Stimulus, d. h., Hinweise auf Krankheitserreger lösten demnach eher Ekelreaktionen aus, die funktionell mit der Vermeidung von verschluckbaren, potenziell durch Mikroben kontaminierten Medien verbunden sind, während das Gefühl im Zusammenhang mit dem Anblick von Ektoparasiten hingegen vergleichsweise stark mit sensorischen Hautreaktionen und pflegerischen Verhaltensbedürfnissen verbunden war, die dem Schutz der Körperoberfläche dienen können. Krankheits-Hinweise auf der menschlichen Haut, wie Warzen oder infizierte Läsionen, lösten allerdings nicht die für Parasiten typischen Reaktionen aus, sondern eher oral-gastrische Effekte. Dies deutet darauf hin, dass nicht generell eine Verknüpfung mit der Haut zu den Wirkungen führt, was bedeutet, dass der Mensch über ausgeprägte psychologische und verhaltensbezogene Abwehrmechanismen gegenüber Ektoparasiten verfügt, die sich von denen bei Reaktionen auf Krankheitserreger deutlich unterscheiden. Trotz der Unterschiede zwischen den beiden Klassen von Reaktionen belegten die Ergebnisse aber ebenso Überschneidungen, was auf eine unvollständige Abgrenzung zwischen Parasitenabwehr und Pathogen-Abwehrmechanismen hindeutet, denn die Studienteilnehmer berichteten durchaus in einem gewissen Umfang auch davon, dass sie bei Parasitenreizen einige oral-gastrische Empfindungen verspürten. Man vermutet daher, dass es bei der Entwicklung der psychologischen Anpassungen zum gesundheitlichen Schutz, zur Nutzung einer gemeinsamen neuronalen Grundarchitektur gekommen sein könnte, was zu den Überschneidungen in den Reaktionsmustern geführt hat.

Martin Krippl (Universität Mannheim) fand deutliche Beweise für einen Zusammenhang zwischen Gerüchen und Emotionen. Gerüche, welche die meisten Menschen als angenehm empfinden sind vor allem Nahrungsgerüche, insbesondere von Früchten. Zitrusfrüchte lösen dabei die größte Spannweite an Emotionen aus, die als angenehm empfunden werden. Ekel ist jene Emotion, die am leichtesten durch Methylmethacrylat und Propionsäure ausgelöst werden kann. Auch Tiere spucken zwar Nahrung aus, wenn sie bitter oder sauer schmeckt und zeigen damit an, dass sie giftig ist, aber eine Verbindung zur Umgebung oder zur Geschichte ziehen sie nicht, denn sie lassen sich von einem toten Insekt im Wasser beim Trinken nicht stören, sie würden auch aus einem Nachtgeschirr schlürfen. Bei kleinen Kindern ist das ebenfalls so, aber mit dem Reifen stellen sich die Bezüge her, man muss die Fliege in der Suppe nur sehen, schon stellt sich Ekel ein, und das Gesicht nimmt den typischen Ausdruck an, gerümpfte Nase, hochgeschobene Oberlippe. Die Ekelreaktion stammt ursprünglich aus der Sphäre der Nahrungsaufnahme und soll Menschen davor schützen, ungenießbare und gesundheitsschädliche Lebensmittel zu verzehren. Die Evolution hat das Ekelgefühl aber flexibel und lernfähig gemacht, denn wenn Menschen sagen sollen, was ihnen Ekel einflößt, kommen nicht nur schmutzige, faulige und verdorbene Speisen, Fäkalien, Schleim und Verfall, sondern auch Rassisten, Kinderschänder, Heuchler, politisch links oder rechts Stehende. Ekel stellte sich auch bei Bildern etwa von Verwahrlosten und Obdachlosen ein. Eine Studentin gab in einer Untersuchung an, schon Brechreiz zu bekommen, wenn sie nur das Gesicht eines bestimmten Politikers im Fernsehen sieht. Diese Zweckentfremdung eignen wir uns durch Lernerfahrungen in unserer Kultur an.

Hunger ließ sich durch Optamint Strawberry, Bratapfel und Zitrone induzieren. Letzterer Duft erzielte sogar Wirkung auf die Durstempfindung. Amber konnte sexuelle Erregung induzieren.

Entspannung wurde sowohl durch Optamint Strawberry, Bratapfel als auch Zitrone induziert, wenn auch in unterschiedlich starkem Ausmaß. Menthol erzielte dabei bessere Werte, als Minze. Dies läßt darauf schließen, dass Menthol die wesentliche, wirkende Substanz in der Minze ist. Am plausibelsten erscheint es anzunehmen, dass die entspannende Wirkung von Menthol durch den kühlenden Effekt ausgelöst wird, den es erzeugt.

Die bloße Erinnerung an Streit mit dem Partner, an erlebte Angstsituationen oder an durchlebte Nervosität läßt bekanntlich das Herz schneller schlagen und den Blutdruck steigen. Laura Glynn et al. (Universität Kalifornien in Irvine) ließen Versuchspersonen zahlreiche Erfahrungen emotionaler sowie nicht-emotionaler Art machen. Anschließend sollten sich die Probanden an diese Situationen erinnern. Personen, die der emotionalen Belastung ausgesetzt waren, reagierten mit einem stark ansteigenden Blutdruck, während die anderen, die sich an nicht emotionale Ereignisse erinnterten, keinerlei Reaktion des Blutdrucks zeigten.

Diese Ergebnisse belegen, dass Menschen ein höheres Risiko für Herzerkrankungen haben, die häufig intensiv über durchlebte emotionale Situationen nachdenken.

Eifersucht auch bei Tieren?

Bisher dachte man, dass Eifersucht nur bei Menschen und Affen zu finden ist, aber in einer Studie wurde eine Situation geschaffen in der ein Hund eindeutig gegenüber einem anderen bevorzugt wurde, was dieser mit einem verärgerten Verhalten quittierte.


Literatur
http://www.psychologie.uni-mannheim.de/psycho3/krippl/disszusammenfassung.pdf (02-12-03)
Degen,  Rolf (2007). Das Ende des Bösen. München: Piper.
Kupfer, Tom R., Fessler, Daniel M. T., Wu Bozhi, Hwang, Tiffany, Sparks & Adam, Max  (2021). The skin crawls, the stomach turns: ectoparasites and pathogens elicit distinct defensive responses in humans. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, doi:10.1098/rspb.2021.0376.

Psychosomatic Medicine, September/Oktober 2002.



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