Phasen der psychosexuellen Entwicklung nach Sigmund Freud
Sigmund Freud 1926
- Orale Phase (1. Lebenshalbjahr)
Die Mundregion ist das primäre Bezugsorgan. Säuglinge und Kleinkinder verbringen viel Zeit damit, am Daumen oder Zehen zu lutschen. Durch den normalen Gebrauch (Essen, Trinken) oder künstliche Reizung kommt es zu einer Spannungsreduktion (Verminderung der libidinösen Triebspannung) und zu einem Auftreten von Lustgefühlen. Störungen in dieser Phase führen zu Persönlichkeitsmerkmalen, aufgrund derer viel von anderen gefordert wird. Auf die orale Phase fixierte Menschen zeichnen sich durch eine niedrige Frustrationstoleranz aus und geben schnell auf. - Narzisstische Phase (2. Lhj.)
Das Kind entdeckt den eigenen Körper und entwickelt dabei Lustgefühle (Autoerotismus). Dieses Verhalten ist die Urform der Selbstliebe (Narzissmus). Störungen in dieser Phase können im Erwachsenenalter zu Verminderung des Selbstvertrauens und der Selbstachtung führen.
Brummelman et al. (2021) haben jüngst gezeigt, dass bereits Sieben- bis 14-Jährige eine Vorliebe für narzisstische Anführer haben, denn besonders von sich und ihren vermeintlichen Qualitäten eingenommene Kinder bekommen von ihren Klassenkameraden mit höherer Wahrscheinlichkeit Führungsaufgaben übertragen. Im Fall der Studie sollten diese in einer Gruppe Aufgaben moderieren und strukturieren. Offenbar verhält es sich in der Schule wie später im Berufsleben, denn nachgewiesenermaßen finden sind in den Führungspositionen überproportional viele narzisstisch veranlagte Menschen.
- Anale Phase (2.-3. Lebensjahr)
Die Lust wird in dieser Phase durch den Vorgang der Defäkation erzieltAnfangs nur durch das Ausscheiden, später auch durch das Zurückhalten der Exkremente. Es kommt zu einem spannungsvollen Zustand zwischen Hingabe und Zurückhalten. Das Kind übt in dieser Lebensphase Kontrollmechanismen ein und vollzieht die ersten Anpassungen an die Erfordernisse der Umwelt. Störungen in dieser Phase, insbesondere durch zwanghafte Sauberkeitserziehung, können zu "manischen" oder zwanghaften Persönlichkeitstypen führen. Diese zeichnen sich durch starke Unterdrückung von Aggressionen, Überkontrolliertheit, Geiz und extreme Reinlichkeit aus. Es kommt bei manischen Persönlichkeiten zu einer starken Trennung zwischen Vorstellungen und tatsächlichen Gefühlen. - Phallische Phase (4.-5. Lebensjahr)
Die Genitalien werden in dieser Phase zu erogenen Zonen. Knaben stellen fest, dass bei Mädchen der Penis fehlt und führen dies auf eine Bestrafung zurück. Daraus entwickelt sich Kastrationsangst; bei Mädchen kommt es zum Penisneid. Die Beziehung zu den Eltern ist durch den Ödipuskomplex bestimmt. Es treten Rivalitätsgefühle mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil auf, der andersgeschlechtliche wird geliebt. Auf der anderen Seite fürchtet das Kind den Verlust der Liebe des gleichgeschlechtlichen Elternteils. Dieser Konflikt wird durch die Unterdrückung der sexuellen Wünsche beigelegt. In der phallischen Phase kommt es zur Übernahme geschlechtlicher Moralbegriffe und zur Entwicklung des Über-Ich (Gewissen). Störungen in der phallischen Phase können zu einer "hysterischen" Persönlichkeitsstruktur führen. Diese ist durch ein auffälliges sexuelles Gebaren gekennzeichnet, das aber im Widerspruch zur ängstlichen, passiven Grundstruktur steht, die sexuelle Kontakte zu meiden versucht. Hysteriker sind meist selbstbewusst und energisch-impulsiv. - Latenzphase (6.-7. Lebensjahr)
Es tritt eine scheinbare Unterbrechung der sexuellen Entwicklung ein. Sexuelle Regungen werden abgewehrt und verdrängt. Spielkameraden werden vor allem beim gleichen Geschlecht gesucht. Während dieser Zeit kommt es zu einer Verinnerlichung der Anforderungen der Umwelt. - Genitale Phase 8. Lebensjahr bis zur Pubertät
Es kommt zu einem Wiederaufleben der Sexualität und des Ödipuskomplexes, sowie zu einer Hinwendung zum anderen Geschlecht. Der beschleunigten körperlichen und intellektuellen Reifung steht eine verzögerte emotionale Reifung gegenüber. Die Pubertät ist eine stark konfliktgeladene Phase voller motorischer und innerer Unruhe.
Das erste Mal
Nach dem "Durex Sexual Wellbeing Global Survey 2007"
haben österreichische Jugendliche mit 17,3 Jahren erstmals
Geschlechtsverkehr, der internationale Schnitt liegt bei 19,25.
Österreicher liegt damit an erster Stelle im internationalen Vergleich,
dahinter Brasilien (17,4) und Deutschland (17,6), am Ende der Skala
liegen Malaysia (23), Indien (22,9) und Singapur (22,8). Verhütung wird
bei Jugendlichen bis zum Alter von 17 Jahren großgeschrieben, ab 18
nimmt das Bewusstsein dafür wieder ab. In Österreich verhüten 77,2
Prozent bei ihrem ersten sexuellen Erlebnis. Jugendliche aus ländlichen
Gebieten haben ihr erstes Mal früher als Städter, Sexualerziehung findet
am Land seltener statt als in der Stadt. Menschen mit höherer Bildung
lassen sich beim allerersten Geschlechtsakt mehr Zeit. Mädchen probieren
es sieben Monate früher als Burschen, was weniger am Partner als am
Freundeskreis liegt, denn man möchte nicht der oder die Letzte sein. In
der Studie nannten 27,5 Prozent der weiblichen Befragten Druck als
Auslöser für ihr erstes Mal. 42 Prozent der Mädchen bereuen es häufiger
als Männer (32 Prozent).
Quelle: APA 3.7.2007
Brummelman, E., Nevicka, B. & O’Brien, J. M. (2021). Narcissism and Leadership in Children. Psychological Science, doi:10.1177/0956797620965536.
Tücke, M. (1999). Entwicklungspsychologie des Kindes- und Jugendalters für (zukünftige) Lehrer.
WWW: http://dueker.psycho.uni-osnabrueck.de/ewp/inhalt.htm (06-01-06)
http://www.4real.ch/psy-thrp.html (01-11-17)
http://www.lernen-mit-pfiff.at/Ausbildung/Praesentationen/Entwicklungspsychologie.doc (04-10-16)
http://web.utanet.at/stanglyc/psychoblogger/ (05-11-11)
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