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Mobbing in der Schule - Einige Begriffsklärungen

Konflikt

Arbeitsblätter MobbingDer Begriff Konflikt bezeichnet im allgemeinen einen Zustand, der dann auftritt, wenn zwei unvereinbare Bewusstseinshaltungen oder entgegengesetzte Handlungstendenzen zusammen auftreten. Vor allem in der Schule besteht dabei die Gefahr des Auftretens sozialer Konflikte. Darunter versteht man auftretende Unvereinbarkeiten in den Erwartungen, Wünschen und Handlungstendenzen einer Gruppe (z.B. Schulklasse) oder zwischen Gruppen. Demnach scheint im Fall von Mobbing ein sozialer Konflikt vorzuliegen, durch welchen es zu emotionalen Spannungen kommt, die von den Betroffenen oft als unangenehm empfunden werden. Diese Spannungen können durch die Bewältigung der Konfliktsituation entweder gelöst oder durch Verdrängung wenigstens scheinbar überwunden werden. Nicht selten kommt es auch zu einem lähmenden Fortbestehen der Konfliktsituation. Die dabei verdrängten Handlungstendenzen sind zwar nicht mehr bewusst, wirken aber unbewusst weiter und können zu zunächst unerklärlichen Verhaltensweisen (z.B. Mobbing) führen.

Den engen Zusammenhang zwischen Konflikt und Mobbing greift auch Walter (1993, S. 38) in seinen Ausführungen auf. Seiner Ansicht nach bezeichnet Mobbing Konflikte,

Aggression

Als Aggression (lat. aggredi = herangehen, angreifen) wird feindseliges, spezifisches und zielgerichtetes Verhalten bezeichnet, dass im Kern darauf ausgerichtet ist, die eigenen Interessen unter Verletzung der Interessen anderer, durchzusetzen (vgl. http://www.net-lexikon.de/Aggression.html).

Mobbing in der Schule kann als ein Spezialfall aggressiven Verhaltens aufgefasst werden, wobei nicht nur individuelle Differenzen im Vordergrund stehen, sondern der soziale Kontext eine bedeutende Rolle spielt. Mobbing in der Schule ist eine Form sozialer Aggression und bezieht sich auf Kinder innerhalb ihres Schulfeldes (vgl. Scheithauer, Hayer & Petermann 2003, S. 18).

Gewalt

Gewalt hat viele Gesichter und ist deshalb auch kaum einzugrenzen. Im Allgemeinen ist der Begriff "Gewalt" jedoch mit der Anwendung von physischen oder psychischen Zwang gleichzusetzen, woraus auch die Unterteilung in physische und psychische Gewalt erfolgt.

Physische Gewalt kann sowohl gegen Personen, in Form von körperlicher Gewalt, als auch gegen Sachen - in diesem Fall spricht man vom sogenannten Vandalismus - gerichtet sein (vgl. Bäuerle 1999, S. 9).

Zur psychischen Gewalt hingegen zählen vor allem verbale Aggressionen, wie Beleidigungen, ironische Bemerkungen, Bloßstellungen, aber auch Drohungen, mit dem Ziel andere Mitmenschen zu nötigen, zu erpressen, zu demütigen oder zu kränken (vgl. Bäuerle 1999, S. 9).

Oft sind die Folgen dieser Form von Gewalt nicht sichtbar und führen letztendlich zu einem Mangel an Selbstwertgefühl. Die psychische Gewalt wird oftmals auch als "kleine" Gewalt bezeichnet, weil die ausgeführten Handlungen meist unterhalb der Grenze zu Straftatbeständen liegen. Dieser Begriff verleitet aber zur Verharmlosung der psychischen Gewalt, was auf keinen Fall angebracht ist, denn sie trifft die Opfer mindestens genauso hart wie die physische Gewalt (vgl. http://www.sozialmedizin.org/lernprojekt/gewalt-1.htm).

Psychische Gewalt ist die Quelle der physischen Gewalt. Psychische Gewaltformen sind ein Maß für das tatsächlich vorhandene Gewaltpotential des Menschen. Oftmals zeigt sich aber in der Ausübung physischer Gewalt nur die Spitze eines Eisberges, der sich im Laufe vieler Jahre im Menschen aufgebaut hat (vgl. Kasper, 1998, S. 158).

Geht es um die Erforschung der Ursachen für die steigende Gewaltbereitschaft, so ist vor allem die Erscheinung der strukturellen Gewalt nicht ohne Bedeutung. Die strukturelle Gewalt umfasst gesellschaftliche Machtstrukturen und Einrichtungen, die deshalb als gewaltsam definiert werden, weil sie einzelne Menschen hindern, sich so zu entwickeln und so zu leben, wie sie es ohne diese Barrieren vielleicht könnten. Gerade durch einen relativ hohen Selektions- und Leistungsdruck, sowie durch die Schaffung von Situationen des Schulversagens wird die Institution Schule häufig zu einer "Produktionsstätte" von Gewalt (vgl. Popp 1999, S. 214). Strukturelle Gewalt wird also durch die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen verursacht, und zeigt sich in Umweltzerstörung, Benachteiligung von einzelnen Bevölkerungsgruppen oder im Schulsystem durch Mobbing. Kinder erleben strukturelle Gewalt vor allem dort, wo sie in ihrem Spiel- und Bewegungsdrang eingeschränkt werden (z.B. beengte Wohn- u. Spielverhältnisse), und reagieren darauf mit Gefühlen von Angst, Verunsicherung oder Wut (vgl. http://www.sozialmedizin.org/lernprojekt/gewalt-1.htm).

Auf Basis von Schüleraussagen ist Gewalt:

(http://www.zum.de/Faecher/Materialien/dbk/gewalt.htm)

Unschwer lässt sich erkennen, dass große Überschneidungen in der Bedeutung von Gewalt und Mobbing vorliegen. Olweus verwendet daher in seinen Ausführungen die Ausdrücke Gewalttätigkeit, Mobben und Gewalttäter-/Gewaltopfer-Problem in etwa der selben Bedeutung. Zu beachten ist jedoch der Wiederholungsaspekt, der mit Mobbing untrennbar verbunden ist, bei Gewalt jedoch nicht zwingend gegeben sein muss.

Außerdem kommen zu den Handlungen, die für gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Kindern und Jugendlichen kennzeichnend sind, beim Mobbing noch Handlungen sozialer Gewalt hinzu: aus Gruppen ausschließen, in Gruppen isolieren, verleumden, Gerüchte in Umlauf bringen oder Freunde abspenstig machen (vgl. Reinert & Wehr 1999, S. 112).

Ursachen von Mobbing - Das Modell Cronenberg

Cronenberg (o.J.) stellt ein sehr anschaulisches und psychologisch begründetes Modell zur Diskussion, wobei er in diesem die Begriffe "Täter" und "Opfer" bewusst unter Anführungszeichen stellt, um zu verdeutlichen, dass die Zuweisung dieser Rollen an SchülerInnen die Bewertung eines Beobachters darstellt, der natürlich häufig die Hintergründe nicht kennt und auch von seinen eigenen Erfahrungen beeinflusst ist. "

Das Modell geht zunächst davon aus, dass ein "Täter" ein bestimmtes Persönlichkeitsprofil hat, das im Laufe der Jahre v.a. durch Erfahrungen mit den wichtigsten Bezugspersonen ausgebildet wird. Als wichtigste Bezugspersonengruppen sind die Familie, aber auch Schule und Gleichaltrige (Peers) anzusehen. Dabei kann sich bei bestimmten Erfahrungen eine bestimmte "Täter"-Persönlichkeit herausbilden. Im Falle eines "Täters" könnten frühere Erfahrungen beispielsweise dazu geführt haben, dass ein Schüler zu Aggressivität und mangelnder Frustrationstoleranz neigt. Er könnte weiter gelernt haben, dass man Außenseiter schlecht behandeln und drangsalieren kann, weil sie sich nicht wehren. Oder der potenzielle "Täter" könnte gelernt haben, dass er nichts Unrechtes tut, wenn er andere schlägt, und dass er dafür in der Regel nicht bestraft wird."
Dieses Täter-Modell veranschaulicht der Autor in der folgenden Grafik:

Mobbing Ursachen Täter

Auch "Opfer" entwickeln oft eine bestimmte "Opfer"-Persönlichkeit innerhalb innerhalb ihrer Familie und später auch in der Schule und unter Gleichaltrigen:

Opfer Mobbing Profil

Ein "Täter" sucht sich nach Cronenberg meist einen ganz bestimmten Schüler als "Opfer" aus, der besondere Verhaltensauffälligkeiten wie eine auffällige Sprechweise oder große Schüchternheit aufweist, das auch außerdem vielleicht den Eindruck vermittelt, dass es sich nicht wehren kann und hilflos ist.

Die beiden Grafiken zur Täter- bzw. Opferrolle miteinander in Deckung gebracht, zeigen auf, "dass "Täter" und "Opfer" in einigen Punkten nicht selten ähnliche Persönlichkeitsgrundzüge haben: die mangelnde soziale Kompetenz, das labile Selbstbewusstsein und auffälliges Verhalten. Der "Täter" überspielt sein labiles Selbstbewusstsein u.U. mit dem Schikanieren anderer, das "Opfer" dagegen reagiert eher schüchtern und hilflos. In welche Rolle jemand mit einem geringen Selbstwertgefühl eher schlüpft, dürfte mit den Rollenvorbildern der Eltern sowie mit sonstigen Sozialisationserfahrungen zusammenhängen. So könnte ein Schüler mit zu Gewalt neigenden Eltern eher zur "Täterrolle" neigen, ein Schüler mit unsicheren Eltern eher zur "Opferrolle". Weitere Faktoren dürften jedoch dazukommen."

Prozesmodell Mobbing Opfer Täter Cronenberg

Nach diesem Modell von Cronenberg reicht als Ursache des Mobbingsprozesses das Vorhandensein der "Täterrolle" auf der einen und der "Opferrolle" auf der anderen Seite allein jedoch nicht zur Erklärung aus, sondern massives Mobbing wird langsam in einer Art Aufschaukelungsprozess aufgebaut. "Wichtig daran ist, dass der Mobbingprozess oft mit einer Nebensächlichkeit beginnt. Die erste Reaktion eines potenziellen "Opfers" macht dem potenziellen "Täter" jedoch u.U. schon deutlich, dass der andere hilflos und angreifbar ist. Typisch ist auch, dass dann irgendwann andere Schüler der Klasse miteinstimmen und das Opfer zunehmend in der Klasse isoliert wird. Nicht selten weitet sich das Mobbing sogar über den Klassenrahmen hinaus aus, und auch anderen Schüler der Schule grenzen das "Opfer" aus." Wie man aus Erfahrung weiß, werden sowohl "Opfer"- als auch "Täter"-Rolle in andere Schulen und Umwelten "mitgenommen".

Die Bystander

Eine qualitative Studie untersuchte Berliner Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren, von denen 73,3 Prozent angaben, in letzter Zeit Zeuge von Cyber-Mobbing - Bystander - gewesen zu sein. Dabei beobachteten sie, dass über weibliche Opfer eher Gerüchte verbreitet werden, männliche Opfer würden öfter beleidigt oder mit Gewalt bedroht. Dabei verhielten sie sich passiv und griffen nicht ein, wobei viele erklärten, sie seien unsicher, wie sie reagieren sollten, und andere hatten Angst, selbst Opfer zu werden. Einige ignorierten die Angriffe gezielt, um die Täter nicht zu unterstützen bzw. meinten, dass ein Eingreifen nichts bewirken würde. Jugendliche, die jedoch schon einmal die Identität von Tätern aufgeklärt und diese aufgefordert hatten, das Mobbing zu unterlassen, machten die Erfahrung, ihren Freunden damit durchaus helfen zu können. Die Befragten wünschten sich auch, das Thema in der Schule zu besprechen, gaben aber an, ihre Freunde als erste Ansprechpartner bei Problemen zu wählen und nicht Lehrer oder Eltern.


Einige Mobbingratgeber für Eltern

Quellen:

Bäuerle, S. (1999). Ursachen von Gewalt in der Schule. In J. Petersen & G.-B. Reinert (Hrsg.), Gewalt in der Schule (S. 7-67). Donauwörth: Auer.

Hamedinger, Pamela (2004). Mobbing. Psychosoziale Gewalt in der Schule. Diplomarbeit. Johannes Kepler Universität Linz: PPP der jku.

Kasper, H. (2001). Schülermobbing – tun mir was dagegen!: Der Smob-Fragebogen mit Anleitung und Auswertungshilfe und mit Materialien für die Schulentwicklung. Lichtenau: AOL.

Popp, U. (1999). Geschlechtersozialisation und Gewalt an Schulen. In H. G. Holtappels, W. Heitmeyer, W. Melzer & K.-J. Tillmann (Hrsg.), Forschung über Gewalt an Schulen: Erscheinungsformen und Ursachen, Konzepte und Prävention (S. 207-223). Weinheim: Juventa.

Reinert, G.-B. & Wehr, H. (1999). Gewalt und Gewaltprävention in der Schule. In J. Petersen & G.-B. Reinert (Hrsg.), Gewalt in der Schule (S. 68-141). Donauwörth: Auer.

Scheithauer, H., Hayer, T. & Petermann, F. (2003). Bullying unter Schülern: Erscheinungsformen, Risikobedingungen und Interventionskonzepte. Göttingen: Hogrefe.

Walter, H. (1993). Mobbing: Kleinkrieg am Arbeitsplatz, Frankfurt/Main: Campus.

Cronenberg, Ulf (o.J.). Referat „Mobbing unter Schülern“.
WWW: http://homepage.mac.com/ulfcronenberg/schulpsy/mobbing.html (08-06-06)



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