[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Was man lernen muss, um es zu tun,
das lernt man indem man es tut.
Aristoteles

Quellennachweise - Praktische Hinweise**)

 

Grundsätzlich sind Zitate immer dann zulässig, wenn sie als Beleg für die vertretene Meinung dienen, zum besseren Verständnis der eigenen Ausführungen beitragen oder zur Vertiefung des Dargelegten führen. Ausdrücklich wird das Recht zum Zitieren auch im Urheberrecht bekräftigt. Allerdings mit Einschränkungen: Zitate sind grundsätzlich nur dann erlaubt, wenn sie im gebotenen Umfang geschehen. Damit soll sichergestellt werden, dass ein Originalwerk nicht in solcher Ausführlichkeit wiedergegeben wird, dass man einen nahezu vollständigen Kenntnisstand des Werkes erhält und der eigentliche Urheber in seinen Verwertungschancen eingeschränkt wird.

Ein Kleinzitat liegt vor, wenn lediglich Stellen eines Werkes, also ein bis zwei Sätze wiedergegeben werden. Zitate dieser Form dürfen - unter Angabe der Quelle - benutzt werden. Ein Motto, das man seinem Buch voranstellt, fällt beispielsweise unter diese Kategorie und wird als Zitat durch Nennung des Urhebers kenntlich gemacht.
Beim Grosszitat wird ein ganzes Werk übernommen oder wenigstens ein nicht unerheblicher Teil, beispielsweise ein abgeschlossenes Gedicht. Da hier die Gefahr einer unzulässigen Benutzung besteht, dürfen solche Großzitate nur innerhalb wissenschaftlicher Werke benutzt werden.

Grundlegende Vorgaben

Bibliographieren und Zitieren bedeutet, dass eine wörtlich übernommene Belegstelle zur exakten Dokumentation und Veranschaulichung in der eigenen Darstellung an passender Stelle eingesetzt wird, sie muss daher genau, authentisch (zuverlässig) und angemessen (sach- und funktionsgerecht) sein und wird durch Anführungszeichen und die Angabe der Quelle gekennzeichnet.

  • ERKENNBARKEIT: Der Leser muss unmittelbar erkennen können, welche Passagen ein Zitat darstellen.
  • GENAUIGKEIT: Im direkten Zitat sind Worte, Wortstellung, Orthographie und Interpunktion - also auch Fehler - vom Original zu übernehmen. Mit dem Hinweis [sic!] nach dem entsprechenden Wort macht man gewöhnlich auf den Fehler im Original aufmerksam.
  • UNMITTELBARKEIT: Nach Möglichkeit sollten Originaltexte für Zitate herangezogen werden. Bei fremdsprachigen Texten sollte demnach in der Originalsprache zitiert werden.
  • ZWECKMÄSSIGKEIT: Zitate sollen nur dann eingesetzt werden, wenn sie tatsächlich in Bezug zur behandelten Thematik stehen.
  • Siehe besonders auch die Zitierfähigkeit und Zitierwürdigkeit von Quellen!

Formale Vorgaben

  • Anfang und Ende eines Zitates werden durch Anführungszeichen gekennzeichnet. "Ein paar grundlegende Zitate zieren den ganzen Menschen."
  • Lässt man Worte/Passagen des Originalzitates aus, so macht man dies durch rechteckige Klammern und drei Auslassungspunkte deutlich: "Ein paar [...] Zitate zieren den ganzen Menschen."
  • Wörtliche Rede in Zitaten muss durch eine andere Art von Anführungszeichen gekennzeichnet werden: "Am Ende seines Lebens tat Heine den Ausspruch: >Ein paar grundlegende Zitate zieren den ganzen Menschen.<"
  • Zitate in einem Zitat werden an Anfang und Ende des Zitats mit je einem 'einfachen An- und Abführungszeichen' versehen. "Er bezeichnete ihn als Verbrecher, 'dem das Handwerk gelegt gehört', und beschimpfte ihn."
  • Eigene Einschübe in ein Zitat setzt man in eckige Klammern: "Der Präsident [der USA] wird für eine Periode von vier Jahren gewählt."
  • Auslassungen oder Veränderungen des Originaltextes sind durch eckige Klammern zu markieren.
  • Beim Zitieren von Verszeilen und Strophen kann man diese entweder originalgetreu wiedergeben oder Zeilenwechsel durch Virgel "/" bzw. das Strophenende durch doppelte Virgel "//" kennzeichnen.
  • Zitate müssen selbst bei orthographischen Besonderheiten oder merkwürdiger Interpunktion originalgetreu übernommen werden, man kann solche Feler (sic!) wie eben demonstriert aber kennzeichnen. Originalfehler in Zitaten dürfen daher nicht korrigiert werden, sondern sind durch einen Zusatz [!] oder [sic!] anzuzeigen - Ausnahme bei alter und neuer Rechtschreibung, die nicht gekennzeichnet werden muss.
  • Falls bestimmte Teile des Zitates hervorgehoben werden sollen, muss dies als Veränderung des Zitates ausgewiesen werden. Dies geschieht z.B. durch folgende Formen: [Hervorhebung durch den Autor]. Das gilt auch bei fehlenden Hervorhebungen, etwa wenn kein Kursivdruck wie im Original möglich ist, wobei eine andere Form der Hervorhebung durch Unterstrich oder Fettdruck die des Autors ersetzen kann.
  • Längere Textpassagen können auch in Form indirekter Rede (Konjunktiv) zitiert / referiert werden (vgl. S.?).

Spezielle Zitationsprobleme

  • Ab etwa vier Zeilen eines Originalzitats ist es üblich, dieses in einen eigenen Absatz - meist mit Einrückung - zu setzen
  • Stichwörter oder Artikel in Lexika ohne Autoren werden im Text mit Angabe des Lexikons (z.B. Duden 1991, S. 526) und im Literaturverzeichnis unter dem (Kurz)Titel des Lexikons zitiert: Pädagogik (1991). Duden. Die deutsche Rechtschreibung. Mannheim: Dudenverlag.
  • Wenn kein Autor bei einer Quelle angegeben ist, dann wird das dieser mit N.N. (nomen nescio) bezeichnet, sowohl im Text als auch im Literaturverzeichnis.
  • Manchmal werden bei fehlendem Autor auch der herausgebenden Organisation (z.B. ARD, ZDF) angegeben, was vor allem bei Internetquellen der Falls sein kann.
  • Ist das Jahr der Veröffentlichung nicht ersichtlich, wird wie üblich "o.J." angegeben.

Aus den Anfragen …

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich schreibe momentan an meiner Masterarbeit.
Und ich habe nun die Frage ob \"Lektürehilfen\" (EinfachDeutsch, Reclam, Mentor usw.) als Literatur und Quellen zulässig sind. Oder wirkt das eventuell unprofessionell?
Ich schreibe über das grobe Thema \"Iphigenie auf Tauris im Vergleich zu Woyzeck\". Lektürehilfen zu den Werken gibt es unglaublich viele und in allen steht eine Menge zur Sprache usw. der Werke.
Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.
MfG

Meine Antwort:

Hallo,

das ist keine Frage, die man so allgemein beantworten kann - eigentlich ist dafür der Betreuer zuständig. Bei den Quellen handelt es sich offensichtlich um Sekundär- oder Tertiärliteratur, die man natürlich auch verwenden kann, soferne es zu aufwändig wäre, die jeweilige Originalliteratur zu beschaffen. Meine persönliche Meinung ist, dass es auf diesem akademischen Niveau zuzumuten ist, sich an die Primärquellen zu halten, also an die beiden Dramen. Und in Bezug auf Ihre Arbeit kommen als weitere Quellen ja Arbeiten hinzu, die Kriterien für einen Vergleich liefern.


hallo herr stangl,

man findet sie ja mit vielen themen hier im internet... :-)))
villeicht können sie mir weiterhelfen im bezug auf das wissenschaftliche schreiben/zitieren. ich habe zwar auch ihre "blätter" dazu gelesen, aber mir ist noch eine sache unklar... hier mein beispiel:
hallo, es ist ja schon ein wenig peinlich, diese frage zu stellen, aber ich beginne bald mit meiner vordiplomarbeit und habe gerade schwierigkeiten mit der zitierweise und dem nachweis von genannten quellen. ich möchte keinen prof fragen @peinlich, und andere komillitonen und auch hinweise/bücher im netz haben mir bis jetzt auch nicht die nötige sicherheit gegeben.
hier mal ein beispiel wo ich schwierigkeiten habe.
ein autor, müller, schreibt; das forschungsergebnis ist nicht sonderlich ausschlaggebend (vgl. u. a. meier, schmidt, mustermann, rach, max).

so, und wenn ich jetzt mich in meinem text auf müller stütze, dann schreibe ich ja z. b. : nach müller sind die forschungsergebnisse nicht aussagekräftig.
jetzt möchte ich mich aber auch schreiben (vgl. u. a. meier, schmidt etc). zwei der genannten autoren und bücher kenne ich! aber die anderen nur mal was davon gehört.
darf ich das dann einfach mit meiner kurzbelegmethode dahinterschreiben??? (vgl. u. a. ...) und die alle dann auch in mein literaturverzeichnis reinschreiben????????????? obwohl ich nur zwei bücher davon in der hand hatte? oder muss ich schreiben als kurzbeleg in der fußnote; meier, schmidt in müller?

ich würde mich um ihre hilfe echt riesig freuen...
danke, sie würden mir eine dicke graue rauchwolke die über meinem kopf wegnehmen

Meine Antwort:

Das ist ganz einfach: man darf nur AutorInnen und deren Werke zitieren, die man selber in der Hand gehabt hat, sowohl im Text als auch im Verzeichnis der verwendeten Literatur. Die einzige Ausnahme sind Sekundärzitate oder Zitate in einem Zitat; beide dürfen aber nicht in das Verzeichnis der verwendeten Literatur.

So macht man es richtig …

Monographien

Fuchs-Heinritz, W., Lautmann, R., Rammstedt, O. & Wienold, H. (1994). Lexikon der Soziologie. Opladen: Westdeutscher Verlag.

Götz, K. & Häfner, P. (1992). Didaktische Organisation von Lehr- und Lernprozessen. Weinheim: Deutscher Studienverlag.

Haushahn, H. (1996). Jugendalkoholismus. Frankfurt am Main: Peter Lang GmbH. Hehlmann, W. (1971). Wörterbuch der Pädagogik. Stuttgart: Alfred Kröner.

McFarland, D. & Bösser, Th. (1993). Intelligent behavior in animals and robots. Cambridge, MA: MIT Press.

Mietzel, Gerd (2002). Wege in die Entwicklungspsychologie. Kindheit und Jugend. Weinheim: Beltz.

Naudascher, B. (1977). Die Gleichaltrigen als Erzieher: Fakten – Theorien – Konsequenzen – zur Peer-Group-Forschung. Bad Heilbrunn, Obb.: Klinkhardt.

Stangl, W. (1989). Das neue Paradigma der Psychologie. Die Psychologie im Diskurs des radikalen Konstruktivismus. Braunschweig: Vieweg.

Weinacht, P.-L. (1994). Wege aus der Parteienverdrossenheit. Würzburg: Ergon Verlag.

Beiträge in Sammelwerken (auch Handbücher, Lexika)

Dannigkeit, N., Köster, G. & Tuschen-Caffier, B. (2002). Prävention von Essstörungen – Ein Trainingsprogramm für Schulen. In B. Röhrle (Hrsg.), Prävention und Gesundheitsförderung Bd. II. Fortschritte der Gemeindepsychologie und Gesundheitsförderung (S. 123-152). Tübingen: dgvt-Verlag.

Hofstätter, P. R. (1957). Konflikt. In H. Häcker & K. H. Stapf (Hrsg.), Dorsch Psychologisches Wörterbuch (S. 450). Bern: Huber.

Klafki, W. (1971). Hermeneutische Verfahren in der Erziehungswissenschaft. In Klafki, W. et al. (Hrsg.), Erziehungswissenschaft 3: Eine Einführung (Funk-Kolleg Erziehungswissenschaft). Frankfurt: Fischer.

Oerter, R. & Dreher, E. (2002). Jugendalter. In R. Oerter & L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (S. 258-318). Weinheim: Beltz.

Oerter, Rolf & Dreher, Eva (2002). Jugendalter. In Oerter, Rolf & Montada, Leo (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (S. 258-317). Weinheim: Beltz.

Stangl, W. (1984). Was den Lehrer in der Schule erwartet. Anmerkungen zum Berufsbild des Lehrers und zu einer verbesserten Aus- und Weiterbildung. In F. Eder & G. Khinast (Hrsg.), Lehrerfortbildung. Konzepte und Analysen (S. 138-155). Linz: Trauner.

Zeitschriftenaufsätze

Bartholow, B. D. et al. (2006). Chronic violent video game exposure and desensitization to violence: Behavioral and event-related brain potential data. Journal of Experimental Social Psychology 42, 532–539.

Bushman, B. J. & Anderson, C. A. (2001). Media Violence and the American Public. American Psychologist, 56, 477-489.

Bushman, B. J. & Anderson, C. A. (2009). Comfortably Numb – Desensitizing Effects of Violent Media on Helping Others. Psychological Science, 20, 273-277.

Carnagey, N. L. et al. (2007). The effect of video game violence on physiological desensitization to real-life violence, Journal of Experimental Social Psychology, 43, 489–496.

Ferguson, C. J. (2007). Evidence for publication bias in video game violence effects literature: A meta-analytic review. Aggression and Violent Behavior, 12, 470–482.

Hopf, W. H. et al. (2008). Media Violence and Youth Violence – A 2-Year Longitudinal Study. Journal of Media Psychology, 20, 79–96.

Krause, A., Philipp, A. & Schüpbach, H. (2006). Altersdiversität in Lehrerkollegien: Kooperation und Konflikte zwischen Altersgruppen an Schulen. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 3, 197-205.

Preuss-Lausitz, U. (2005). Anforderungen an eine jungenfreundliche Schule. Ein Vorschlag zur Überwindung ihrer Benachteiligung. Die Deutsche Schule, 97, 222-235.

Sageder, J. (1985). Zur Beurteilung von Lehrerverhalten in Unterrichtssituationen. Erziehung und Unterricht, 35, 368-375.

 

Kleiner Exkurs für angehende WissenschaftlerInnen: Wie man selber häufiger zitiert wird

Eine Analyse einer Anzahl wissenschaftlichen Arbeiten, die in den letzten 100 Jahren im Magazin "Science" veröffentlicht wurden, legt nahe, dass je häufiger die AutorInnen darin KollegInnen zitiert haben, desto häufiger tauchten sie später selbst wieder in der Referenz anderer Studien auf, wobei diese Tendenz immer ausgeprägter wurde, sodass heute im Durchschnitt schon eine einzige Erwähnung dafür sorgt, um selbst einmal häufiger zitiert zu werden. Gregory Webster (University of Florida in Gainsville) präsentierte Anfang August auf der Tagung der International Society for the Psychology of Science & Technology im kalifornischen Berkeley seine neueste Studie zu diesem Thema, bei der Daten der Thomson Reuters Internet-Datenbank ausgewertet und insgesamt 53894 Artikel aus den "Science"-Jahrgängen 1901 bis 2000 analysiert wurden. Zu rund 50 Prozent entscheidet allein die Referenzanzahl eines Artikels über die Zitierhäufigkeit, wobei sich allerdings bei Übersichtsartikeln, die in der Regel sehr viele Quellen verwenden, überraschenderweise eine leicht gegenläufige Tendenz zeigte. Zwar gibt es nicht genug Datenbelege, um einen Kausalzusammenhang zu behaupten, man vermutet aber, dass die Psychologie der Forschergemeinde einer "quid-pro-quo"-Haltung Vorschub leistet, die die gegenseitige Zitierhäufigkeit erhöht. Auf solchen Hilfestellungen fußende Forscherbeziehungen sind vermutlich den selben sozialen Zwängen unterworfen wie die in anderen Berufsgruppen. Andere Bibliometrie-Experten bewerten Websters Ergebnisse kritischer und sehen darin eher das Ergebnis der immer größer werdenden Zahl von Publikationen überhaupt (vgl. Corbyn, 2010).

Quellen

http://www.bod.de/sofu/gutzuwissen.html (03-05-12)

http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD/LITERTURORD/Zitation.html (06-01-01)

Corbyn, Zoë (2010). So einfach wird man zitiert.
WWW: http://www.wissenschaft-online.de/artikel/1042634 (10-08-17)

Webster, G. D. et al. (2009). Hot topics and popular papers in evolutionary psychology: Analyses of title words and citation counts in Evolution and Human Behavior, 1979 – 2008. Evolutionary Psychology, 7, 348-362.



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