[werner.stangl]s arbeitsblätter 

Strategie für wissenschaftliche Abschlussarbeiten

Was willst du herausfinden? Fokussiere dein Thema auf eine zentrale Frage

Das erlaubt dir, Thema und Material radikal einzuschränken und eine sinnvolle Gliederung zu erstellen: Jedes Kapitel ist Teil der Antwort auf die Forschungsfrage. Stell dir vor, deine Abschlussarbeit ist ein Arbeitsauftrag, erledige ihn pragmatisch und effizient. Eine gute Gliederung macht Mut, sie teilt ein Großprojekt in überschaubare und machbare Häppchen.

Schreib Rohtexte

Niemand schreibt druckreif. Gute Texte sind das Ergebnis mehrerer Überarbeitungen. Also schreib den ersten Rohtext einfach runter, ohne Rücksicht auf Formulierungen, Grammatik und Vollständigkeit. Lies während des Schreibens nicht, was du gerade geschrieben hast, korrigiere noch nichts. Hauptsache, du kriegst etwas aufs Papier, bzw. in die „Kiste“. Damit kannst du dann weiterarbeiten.

Schreib wie du sprichst

Schreib so, als würdest du in einer Runde netter KollegInnen ein Referat halten. Später kannst du den Text verdichten, entrümpeln und Literaturverweise, Belege und Zitate einbauen. So entsteht Schritt für Schritt ein dichter wissenschaftlicher Text.
Anmerkung: Diese Empfehlung ist cum grano salis zu betrachten, denn umgangssprachliche Formulierungen haben in einem wissenschaftlichen Text nichts verloren. Vor allem sind Füllwörter und Wiederholungen bzw. Redundanzen zu vermeiden (W.S.).

Schreib kleine Texteinheiten

Nimm dir beim Schreiben kleine, überschaubare Texteinheiten vor. Setze die Zeit fest, z.B. 20 Minuten, die du dir für einen Absatz oder einen Unterkapitel nimmst. Schnelles Schreiben ist gutes Schreiben. Notiere zuvor, worum es im nächsten Abschnitt gehen wird. Sammle – am besten in einem Mind-Map – Inhalte, Daten und Argumente, dann leg los!

Wer weniger Zeit hat, ist schneller

Schreib jeden Tag eine Texteinheit, dann bleibst du im Thema und im Fluss. Berufstätige sollten am besten vor der Arbeit eine Stunde Zeit für die Abschlussarbeit einplanen. Vielleicht lässt sich dein Beruf auch inhaltlich mit deiner wissenschaftlichen Arbeit verbinden?

Bastle ein Puzzle

Schreib die Teile deiner Arbeit zuerst, die dir gerade am leichtesten fallen. Später kannst du die Textbausteine wie in einer Montage zusammenfügen, Fehlendes ergänzen, Exkurse kürzen und Übergänge schreiben.

Weniger Literatur bringt mehr

Wähle mit Sorgfalt die wichtigsten Bücher, Aufsätze und Quellen aus. Arbeite mit einer kleinen Menge Literatur intensiv. Wissenschaft heißt, in die Tiefe – nicht in die Breite – zu gehen. Also lies im Detail nur, was du wirklich brauchst, mach dir fokussierte Lesenotizen. Dann schreib in eigenen Worten über Gelesenes.

Schreib für dich: Führe ein Tagebuch oder Journal. Schreiben braucht Übung und Spiel. Wie das tägliche Tonleiternspielen eines Musikers, wie das Stretchen vor dem Laufen, nur wer’s täglich tut, wird gut. Die Lust am Schreiben kommt beim Schreiben.

Schaff dir Freiräume

Schreiben ist eine kreative Tätigkeit. Zwang, Angst und Unlust sind hinderlich. Spiel mit deinen Worten und Ideen, geh zwischendurch spazieren, kritzle kleine Zeichnungen an den Rand, verwende Bilder, bastle Collagen zu deinem Thema, nutze Kreativitätstechniken wie Clustering, Mindmapping, Free-writing.

Experimentiere mit Schreiborten und Schreibzeiten

Wer sagt, dass du am Schreibtisch am besten schreibst? Nimm deine Unterlagen mit ins Kaffeehaus, schreib im Bett, geh in den Park oder in die Bibliothek. Plane in der Früh vor der Arbeit eine Schreibstunde ein. Nachtmenschen brauchen vor dem Schreiben Erholung vom Arbeitstag. Beobachte deinen Biorhythmus und nutze ihn für das Schreiben.

Wissenschaft darf lesbar sein

Bei der sprachlichen Überarbeitung schau auf gute Lesbarkeit. Die Kriterien verständlicher Texte sind: Einfachheit, Prägnanz, Struktur und Leseanreize. Teile Schachtelsätze, mach passive Verben aktiv. Absätze, Aufzählungen und Zwischenüberschriften machen Texte übersichtlich. Mit konkreten Beispielen hältst du deine LeserInnen bei Laune.

Hacken, rühren, würzen

Nimm dir Zeit für die Überarbeitung deiner Texte. Lies sie am Papierausdruck, am besten einige Stunden oder Tage nach dem Schreiben. Notiere während des Lesens, was noch zu ändern ist. Dann kürze, verschiebe, ergänze, baue Sätze um, tausche Wörter aus. Das ist das Hacken, Rühren, Würzen deiner Rohzutaten.

Hol Feedback ein

Jede/r Schreibende ist blind für seinen/ihren eigenen Text. Du weißt nicht, ob verständlich und klar ist, was du geschrieben hast. Sinnvolles Feedback nennt das Positive: Wo funktioniert der Text schon, was ist interessant? Was ist unklar, was fehlt noch? Feedback hilft dir, Thesen, Strukturen und Formulierungen zu verbessern. Gib nur Texte ab, die gegengelesen und überarbeitet wurden. Das gibt dir Sicherheit und Stärke.

Quelle

Wolfsberger, Judith (2007). Frei geschrieben. Mut, Freiheit & Strategie für wissenschaftliche Abschlussarbeiten. Wien: Böhlau.



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